Seit Anfang der Neunziger pumpt die gerade Bassdrum den Geist von House und Techno bis in die äußeren Kapillaren der brandenburgischen Provinz. Von dort aus lernte auch Ted Pikul diesen Sound lieben, grub sich tiefer und tiefer durch die Geschichte elektronischer Musik und blieb doch stets ganz vorne dran. Eine bis heute flammende Euphorie entbrannte, die gemeinsam mit seinen Freunden Pete Dober und Mille eine Gruppe Gleichgesinnter unter dem Namen Tiefhaus entstehen ließ. Inzwischen hat es Ted Pikul von der Provinz nach Berlin verschlagen, doch auch hier bringt er seine Idee von tiefem House und Techno unter die Leute – so wie am kommenden Freitag (23. Mai) in Mein Haus Am See gemeinsam mit Siff Licious vom Compost Records Sublabel Glenn Dancer.
Wir baten die beiden vorab um einen Blick in ihre Plattentaschen für diesen Abend. Ted Pikul und Siff Licious mit jeweils drei Tracks, die sie im Gepäck haben werden:
Daphni & Owen Pallet – Julia (Jiaolong)
Siff Licious: Pizzicato bis der Arzt kommt. Was Dan Snaith und Owen Pallet da zusammen ausgeheckt haben, hat mehr Drama als der Denver Clan. Dort, wo die Spannung aus Daphnis Feder Luft holen muss, trägt dich ein kräftiges Streicherinterlude immer tiefer in die sphärischen Klangwelten, die die beiden da geschaffen haben. Superkombi!
Christopher Rau – Mehris Groove (Office Recordings)
Ted Pikul: Dieser „Mehris Groove“ schleicht sich anfangs sehr unaufgeregt durch unsere Gehörgänge bis in unser Groove-Verarbeitungszentrum. Nach einer Phase des Eingroovens gibt es noch etwas mehr als Groove. Das bisschen mehr schmeichelt so sehr, dass sich dieses Vinyl auch über diesen Sommer hinaus in meiner Plattentasche festsetzen wird.
Taraval- Street Ways EP (Text Records)
Siff Licious: Es wird Regen geben! Das ist im Mai halt so. Keine zwanzig Sekunden nach dem ersten Nadelknistern rauscht der Platzregen allerdings schon auf Dich ein. Bei dieser Platte lebt das Herz jedes loopbegeisterten Musikfreunds auf. Der Tanz-Aficionado wird bei allen drei Tracks beherzt konsequent über die Tanzfläche gepeitscht.
Stardub #8 – A1 (Stardub)
Ted Pikul: Bei der neuesten Stardub schmerzt das Limited schon sehr, wenn man keine mehr abbekommt. Der Sound der Platte weist deutlich in die Richtung von älteren Maurizio-Veröffentlichungen, welche bei mir seit einer gefühlter Ewigkeit in Dauerschleife laufen. Die Stardub #8 ist so gut, dass die Prognose zum Dauerläufer schon im Voraus als überflüssig betrachtet werden kann.
Breach – Artis (Aus Music)
Siff Licious: Dieser Track hat sich in mein Herz gegroovet, wenn die breite Bassline brummt, sehe ich vor meinem geistigen Auge die Mädels ihre Hüften kreisen und den Jungs ein breites Grinsen ins Gesicht gemeiselt, während die Hände nach oben Richtung Decke gehen. So muss das sein auf einem Dancefloor.
Delano Smith – Panacea (Sushitech)
Ted Pikul: Delano Smith hat definitiv ein gutes Gespür dafür, wie ein Klang zu formen ist. Wenn er einen für sich schönen Sound gefunden hat, dann wird der mit angebrachter Schlichtheit geradlinig in einem Track verarbeitet. Diese Methode hat er so gut drauf, dass er gleich wieder ein ganzes Album glanzvoller Schlichtheit produziert hat. Einer meiner Favoriten vom neuen Album ist “Panacea”, welcher neben den ganzen anderen schönen Titeln häufiger zu hören sein wird.