01.02.2016  /  Sascha  /  Kategorie: Plattentaschen-Check

“Ich bin eigentlich gar kein DJ, ich spiele nur gerne Musik”, sagt Rudolph Beuys vom Beatrausch-Kollektiv über sich selbst. Doch genau das macht der Berliner inzwischen nicht nur sehr gut, sondern auch noch häufig in der Fahimi Bar, im Klunkerkranich, Farbfernseher oder überall sonst, wo gerade ein Musikliebhaber wie er gebraucht wird. Jemand, der nicht gleich zu Beginn der Nacht den musikalischen Presslufthammer rausholt, sondern es versteht, einen Abend mit genauso viel Gefühl wie Verstand einzuleiten. In unserem heutigen Plattentaschen-Check erzählt er von den Anfängen seiner Vinylpassion, den Vorteilen von Plattenmärkten und seiner Liebe zum “Boxi-Kiez im Chefhain”.

Event Bohnengold Ashore x Beatrausch

Ich freue mich schon jetzt auf diesen Freitag, wo ich zusammen mit ihm und Phonatic endlich mal wieder im Bohnengold auflegen werde – nicht zuletzt wegen dieser drei Platten. Top Selektion, tolle Worte!

Beatrausch x Ashore mit Basco, Phonatic & Rudolph Beuys
Bohnengold, Reichenberger Straße 153, Berlin-Kreuzberg
5. Februar, Freitag, 23 Uhr bis… spät.

Nina Simone – My Baby Just Cares For Me (Charly Records / ZYX)

Ich bin eigentlich gar kein DJ, ich spiele nur gerne Musik. Irgendwie bin ich da so hineingeschlittert. Seit einem Umzug vor ein paar Jahren bin ich Internet-los und habe angefangen, mir wieder vermehrt Tonträger zu kaufen, Kassetten, CDs und eben auch Schallplatten. Anfangs habe ich nur Platten gekauft, die ich mir gut zu Hause anhören kann, also Singles und Doppel-Vinyls weitestgehend vermieden. Ich habe mir Alben geholt, die ich schon immer haben wollte oder über die ich so gestolpert bin.
So zum Beispiel eine Nina Simone “Best Of” auf ZYX, die ich an einem Sonntag bei meinem Lieblingsplattenverkäufer Horst auf dem Mauerpark, genau gegenüber vom Schönwetter, gekauft habe. Irgendwann wurde die Obsession so groß, dass ich gar nicht mehr hinterherkam, mir die Platten auch anzuhören. So habe ich angefangen, auf eigenen Events als Warm-up zu spielen oder in Bars aufzulegen – da muss man nämlich auch nicht zwanghaft mixen. “My Baby Don’t Cares For Me’ ist einer dieser Songs, der super in einer Bar funktioniert, aber auch nachts um halb 3 in der Paloma.

Motor City Drum Ensemble – L.O.V.E. (DJ-Kicks)

Ich liebe es, Hörgewohnheiten aufzubrechen oder die Tänzer zu überraschen, was mit diesem Track ganz wunderbar funktioniert. Es passiert eigentlich fast jedes mal, dass die Leute denken, es käme MJ’s “Billie Jean”, die Heads wissen natürlich sofort bescheid. Ich habe mir die Platte letztens gerade zum zweiten Mal gekauft, als mal wieder Vinyl & Breakfast Market in der Markthalle 9 war. Als ‘Blogger’ und ‘Szene-Hipster’ nehme ich natürlich wahnsinnig gerne an solchen Events teil (meine erste Kopie der Platte habe ich auf dem Independent Record Label Market gekauft, ebenfalls am Stand von K7). Solche Märkte geben einem einfach mal die Möglichkeit richtig günstig an den Backstock der Labels ranzukommen oder mit den Betreibern zu reden oder an längst vergriffene oder nicht mehr angebotene Platten zu kommen. Außerdem trifft man viele bekannte Gesichter, die man sonst nur aus den verschleierten Erinnerungen einer durchzechten Nacht kennt.

Johannes Klingebiel – Latewood EP (Feines Tier 001)

Zum großen Leidwesen meines Portemonnaies wohne ich im Boxi-Kiez im Chefhain, in unmittelbarer Nähe zum HHV. Ich liebe meinen Kiez, ich kann innerhalb von einer Stunde in fünf verschiedene Plattenläden gehen. Powerpark, Mitte Musik, Audio-In, Vinyl-A-Gogo und noch so 2-3 andere Second-Hand-Plattenläden. Wenn ich einen davon betrete, kaufe ich auch meistens was, daher habe ich es mir angewöhnt, diese Geschäfte nur einmal im Monat zu besuchen und sonst zu meiden.
Im HHV stöbere ich gerne, da es nur ein minimales Angebot ihres immensen Backstocks gibt und eine hohe Fluktuation in den Fächern herrscht. Man ist schnell durch und findet immer wieder was neues, die Funk- & Soul-Abteilung ist ein Traum. Ich digge gerne via Cover, da ich das meiste sowieso nicht kenne, kommt auf den Teller, was visuell ansprechend ist. Dabei bin ich auch über die “Latewood EP” von Johannes Klingebiel aus Köln auf Feines Tier gestoßen. Der Titeltrack ist ein sehr ruhig dahintreibender Track, mit einem sehr langen Break aber einem so einnehmenden Rhythmus, dass man nicht anders kann als dranzubleiben. Einer der am häufigsten erfragten Tracks.