Go home 2016, you’re drunk. Vorher wollen wir aber nochmal zusammen mit (fast) all den tollen Leuten, die in diesem Jahr für uns einen Ashorecast aufgenommen oder bei Ashoreradio auf Reboot.fm vorbeigeschaut haben, einen kurzen Rückblick auf die spannende Musik und speziellen Momente der vergangenen zwölf Monate werfen. Die Frage lautete: Was waren eure Lieblingstracks 2016 und was hat sie dazu gemacht?
Vielen Dank für ihre Favoriten, Texte, Podcasts, Radiobesuche und Musik an Essika, Zuurb, Skor Rokswell, Zola, Birdy Earns, Amir Egozy, XDB, Timnah Sommerfeldt, Carl Suspect, Ted Pikul, Radio Hobo, Ron Wilson, Sevensol, Whatwhatwhat, Charlie Smooth, Jochen Discomeyer und Basco (v. l. o. n. r. u.)! Die Mixe und Shows aller Teilnehmer sind im Artikel auch nochmal verlinkt, einfach auf das jeweilige Bild klicken. Vielen Dank zuletzt an Reboot.fm für den tollen Support über die ganzen Jahre!
Essika:
Huerco S – Hear Me Out (Proibito)
„Das große Thema für mich 2016 – beziehungsweise eigentlich auch das einzige Thema – war natürlich meine Schwangerschaft und die Geburt meines Sohnes im September. Ein treuer Soundtrack-Begleiter in diesen Monaten war dabei das unglaublich großartige Ambient-Album For Those Of You Who Have Never (And Also Those Who Have) von Huerco S auf Proibito. Ausgesucht habe ich davon den Track ‘Hear Me Out’ – der funktioniert nämlich außerdem bei unserem Kleinen zum Einschlafen oft besser als jede Spieluhr und läuft hier deshalb fast täglich.“
Zuurb:
Rain Dog – Lloyd Has My Keyboard (Project: Mooncircle)
„Das Berliner Label Project: Mooncircle hatte einen wirklich tollen Release-Sommer. Erst das fantastische Album von Parra for Cuva & Senoy und etwas später das Album There Be Monsters von Rain Dog. ‘Llyod Has My Keyboard’ hat mich gleich schon beim ersten Hören nicht mehr losgelassen. Es gibt ja diese Songs bei denen weißt du: F*ck, den wirst du in nächster Zeit auf Heavy Rotation haben. Und so kam es dann auch: In der U-Bahn, auf Autofahrten und natürlich auf Gigs. Dieser Song war mein ständiger Begleiter.“
Skor Rokswell:
ScHoolboy Q – Black THougHts (Top Dawg Entertainment)
„Der Track hat sich aus unterschiedlichen Gründen in mein Gehirn gebrannt. Aus sehr trivialen Blickwinkeln wie zum Beispiel die Tatsache, dass er entgegen der sonst eher lifestyligen Tunes auch etwas erzählen hat und das auf einem sehr ruhigen Beat tut, bis zu wesentlich emotionaleren, die sich zu Teilen mit eigenen Perspektiven decken und neue Betrachtungen aufmachen. Für mich der stärkste Track auf dem Blank Face-Album, was wirklich was heißen will, da die Platte mit einem Brett nach dem anderen aufwartet. Hütte, viele Bretter sind ‘ne Hütte! Nach einer Weile Überdruss von Rap Scheiben etwas, was mich wieder richtig eingefangen und erneut Bock auf Hip Hop gemacht hat.“
Zola:
Lake People – The 1st Day (Permanent Vacation)
„In diesem Jahr habe ich vor allem meine Disco-Sammlung ganz gut ausgeweitet. Die ein oder andere House-Platte fand aber glücklicherweise trotzdem den Weg ins Regal, darunter viel Mall Grab und überhaupt alles aus dem Hot Haus-Umfeld. Durchs Jahr begleitet hat mich außerdem ‘The 1st Day’ von Lake People. Melancholisches Piano, hypnotischer Beat, so ein typischer Permanent Vacation-Synthie, der auch von Lauer sein könnte. Sieben Minuten lang zeitgemäßer House, sehr komplex gestrickt und wunderschön.“
Birdy Earns:
Rezzett – Afyon (The Trilogy Tapes)
„Im Grunde ist die ganze EP ein wichtiger Begleiter für mich, vor allem wenn ich bei Regen durch Berlin radele. Ich bin absoluter Fan von den harschen Sounds und den verschachtelten Melodien. Gerade bei ‘Afyon’ liebe ich, wie sich nach und nach die ganz eigene Spannung hochschraubt bis sich das Thema komplett entfaltet. Ich habe schon häufiger gehört, dass Rezzett mit völlig durchgepeitschten und übersteuerten Clubnächten assoziiert wird, aber das finde ich überhaupt nicht – für mich ist es sprudelnde Romantik, die (weit außerhalb des Clubs) auch alleine im Wald wunderbar funktioniert.“
Amir Egozy:
Nelson Bishop & Raphael Top Secret – Chekema (Antinote)
„Obviously it’s almost impossible picking a sole 1 top track of the year, but ‘Chekema’ by Raphael Top-Secret and Nelson Bishop is quite special musically, with it’s broken’ish rhythm, that recurring ‘Shake yr… Samba’ vocal phrase and that melody with trance-like qualities… it hardly left my bag if at all. But as it’s such a stand out track you can’t over play it (especially if you’re dj’ing in the same places/to similar crowds most of the time), but I’ve had some very special moments with it, a few of them on some really big systems which revealed even further it’s captivating qualities. I fondly remember once in an outdoor party at a water park in the north of Israel, and another one at the very peak of a 24 hour party in the desert, where breaking off with it from the ongoing 4/4 got everybody swinging and jumping real high. And the two other tracks on the b-side are ace as well, ‘Love So High’ on the B2 especially – top record!“
XDB:
S.O.N.S – Shinjuku One Night Stand (S.O.N.S)
„Ich darf mich sehr glücklich schätzen, regelmässig mit Vinylpromos bemustert zu werden, sei es von Vertrieben wie Diamonds & Pearls aus Berlin, Produzenten oder Labels direkt. So erhielt ich eines Tages (wie auch schon zwei Jahre zuvor) Post aus Südkorea und in dem Paket befand sich eine Testpressung der Shinjuku One Night Stand 2×12″, erschienen auf S.O.N.S, mit den Worten ‘Hi Kosta, hope you enjoy this one as much as the first one…’. Da die erste Katalognummer mit dem Titel ‘Shibuya One Night Stand’ bereits große klasse war und mich auf einigen Gigs begleitet hat, konnte ich es gar nicht abwarten, in das Release reinzuhören. Was ich dann zu hören bekam, übertraf meine bereits hohen Erwartungen und ich wusste sofort, dass das einer meiner Favoriten für dieses Jahr werden würde. Das Album flog sofort in mein ‘bag of recent goodies’ und was folgte waren Auftritte, bei denen ich den ein oder anderen Track des Albums gespielt hatte und mehrmals Track-ID-Anfragen bekam. Im Oktober besuchte mich überraschenderweise der Labelbetreiber im Concrete in Paris. Ich bedankte mich nochmal und sagte ihm, ich fände das Release so wahnsinnig gut und dass ich mir gerade erst im Syncrophone eine weitere frisch erschienene finished copy zulegen musste, das hat ihn sichtlich erfreut. Im Januar 2017 bin ich im Mystik Club in Seoul und irgendwie weiß ich jetzt schon jetzt, dass die S.O.N.S-Scheiben mit im Gepäck sein werden.“
Timnah Sommerfeldt:
Achterbahn D’Amour – Passagen (Convextion Remix) (Acid Test)
„Garçon von Amenthia Recordings hat mir die Platte Anfang des Jahres geschenkt. Ein super schöner Remix von Convextion. Sie ist sozusagen meine Glücksplatte. Ich weiß noch, dass ich sie mal vergessen hatte einzupacken und ich sie dann spielen wollte und natürlich nirgends fand, das hat mich in dem Moment total aus dem Konzept gebracht. Seither achte ich immer penibel darauf, dass sie mit dabei ist. Das Stück ist absolut zeitlos für mich, ein Convextion halt. Ich habe es viel in Breaks oder Outros gespielt, denke aber, man kann es zu jeder Zeit spielen mit dem gleichen Effekt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Platte noch eine Weile in meinem Koffer mit rumschleppen werde.“
Carl Suspect:
Chino – Motorcity Racers (Shtum)
„Auf der shtum 10 Various Artist sind Produzenten zusammen gekommen, die auch den Sound unseres Labels stark geprägt haben. Ich habe den Track von Chino ausgewählt, weil er mit ‘Motorcity Racers’ eine sympathische aktuelle Spieltart des Detroit Sounds entwickelt hat und auch die Energie seiner Live-Sets gut transportiert wird. Chino und seine Komplizin Olivia haben zudem dazu beigetragen, dass Krakau momentan einer der spannendsten europäischen Städte im Bereich Haus und Techno ist.“
Ted Pikul:
Mall Grab – Can’t (Church)
„Der gebürtige Australier Mall Grab ist für mich einer der Newcomer des Jahres. Er hat zwar schon im Jahr 2015 mit drei EPs auf den Labels CollectCall, 1080p und Shall Not Fade auf sich aufmerksam gemacht, aber erst die ‘Sun Ra EP’ auf Church Music ließ den Knoten endgültig platzen. Es folgten ein Umzug nach London, ein Boiler Room-Set in Paris und weitere Veröffentlichungen, inklusive einer Platte auf dem Label von DJ Haus. Für meinen Track des Jahres komme ich nicht so Recht an diesem Mall Grab vorbei. Ein bis zwei weitere Sachen von ihm waren auch in der engeren Auswahl, aber letztlich am meisten im Ohr hängen geblieben ist bei mir sein Track ‘Can’t’. Eigentlich auch kein Wunder, denn gesungen wird repetitiv ‘Can’t get you out of my mind’.“
Radio Hobo:
Teta Lando – Irma Ama Teu Irmao (CDA)
„Mein Track des Jahres 2016 ist ‘Irma Ama Teu Irmao’ von Teta Lando aus Angola. Mitte 2016 war ich für einige Gigs in Rotterdam und kam bei einem Bekannten, der auch DJ ist, unter.
Nach einem Tag meinte er, er müsse arbeiten auf einem Festival und käme erst in drei Tagen wieder. Ich durfte dann seine Plattensammlung durchforsten und was soll ich sagen: Ein Traum wurde wahr. Eingesperrt in einem Plattenladen über Nacht, davon träumte ich, seit ich vor zwanzig Jahren anfing, Platten zu sammeln. Nun hatte ich drei Tage mit vielleicht 120 mir völlig unbekannten angolanischen und kapverdischen Aufnahmen. Besonders das Album Independencia von Teta Lando hatte es mir angetan, denn ich bekam sofort nie zuvor gekanntes Fernweh und bestellte mir noch während des Hörens, über mein altes Handy für teures Geld das Originalvinyl. Zwei Monate später stellte ich fest, es kommt noch 2016 eine Reissue. Daher ist es mein Song 2016. Und mein durch dieses Lied ausgelöstes Fernweh wurde drei Monate später durch eine spontane Reise nach Cabo Verde auch befriedigt.“
Ron Wilson:
Futers – Untitled (777 Recordings)
„Ich bin kein Fan von Leuten, die Ihren eigene Musik charten, deswegen fällt es mir schwer, fast den gleichen Pfad zu gehen, aber mein absoluter Lieblingstrack ist ‘Untitled’ auf der ‘C’est La Vii’ (777 Recordings) von Futers. Die Nummer ist locker und auch heftig wie ein Elefant, der auf Acid durch die dichte Rauschwolken schrubbelt. Schon das Jahr zuvor, bevor noch kein Release geplant war, aber via Youtube hörbar, war der Clip besonders für mich und ich bin froh, Futers erreicht zu haben! Dazu die extra Kirsche Stolz und hiermit mein Favorit aus dem Jahr 2016!“
Sevensol:
Ion Ludwig – Im Kloster (Lick My Deck)
„Ich habe mir die gleichnamige EP auf Lick My Deck beinahe zufällig bestellt. So richtig kapiert hatte ich Ion Ludwig bis dato nicht, aber der Name kam mir doch immer wieder vor die Ohren von Leuten, deren Musikgeschmack ich sehr schätze. ‘Im Kloster’ schafft durch seinen Groove, Ludwigs smarte Platzierung der Samples und seiner Feldaufnhamen eine wohlig muffige Atmosphäre, die ich sehr mag. Obwohl im Grunde ein recht unspektakulärer Track, hatte er doch stets eine bewegende Wirkung in meinen und den DJ-Sets von Manamana.“
Whatwhatwhat:
Richie Brains – Game Shades (Exit Records)
„Für mich ist das Album Who Is Richie Brains? unter den Top 10 Alben 2016. In diesem Jahr habe ich soviel Zeit wie noch nie im Auto verbracht und die Tracks rauf und runter gehört. ‘Game Shades’ klingt vielleicht nicht neu, ist aber in seiner Form einfach perfekt. Aufgedickte 80er Synths, wie gemacht zum Cruisen. Die restlichen Albumtracks sind Ausflüge in Richtung Footstep, D’n’B mit Oldschool-Referenz oder futuristische Basseskapaden. Erstaunlicherweise wird es trotzdem nicht beliebig und wirkt wie aus einem Guss. Die Frage ist nämlich nicht wer, sondern wieviele Richie Brains sind: Stray, Alix Perez, Chimpo, Fixate, Fracture, Om Unit, Sam Binga, MC Trigga, Killa und Rider Shafique haben für dieses Projekt kollaboriert und Meister dBridge zog die Strippen.“
Charlie Smooth:
Red Rack’em – Wonky Bassline Disco Banger (Bergerac)
„Für mich persönlich ist Red Rack’ems ‘Wonky Bassline Disco Banger’ der Track des Jahres. Ich verfolge die Musik von Red Rack’em seit mehreren Jahren, seine Produktionen fand ich immer sehr anspruchsvoll und hoch intelektuell. Der Track ist sein größter Hit bis jetzt und ich habe mich sehr über seinen Erfolg gefreut. Ich habe das Promo Ende letzten Jahres bekommen und habe das Stück eine Zeit lang auf jeder Party gespielt, bis es dann endlich rauskam. Absoluter Dancefloorburner. Was mir am meisten gefällt, ist der Aufbau der Dramaturgie. Es ist fast wie drei Lieder in einem. Und ja, natürlich die Basslinie.“
Jochen Discomeyer:
Steve Monite – Only You (Disco Jam) (Triassic Tusk Records)
„Eine Lieblingsnummer für ein Jahr auszuwählen ist so ziemlich die fieseste Aufgabe, die man mir stellen kann. Aber der Track, zu dem ich dieses Jahr am meisten Geschichten erzählen kann, ist definitiv ‘Only You’ von Steve Monite. Die Nummer wurde Mitte des Jahres von Stephen Marshall aus Schottland auf seiner unfassbar guten, aber eben auch unfassbar schwer zu bekommenden Copmilation Screamers, Bangers & Cosmic Synths wiederveröffentlicht. Die Platte hatte ich bei ihm bestellt, doch leider konnten aus gesundheitlichen Gründen, nicht alle Bestellungen bedient werden, und so ging ich leer aus. Nach ein paar Mails mit diesem mega-netten Menschen war schnell klar, dass dabei Niemanden wirklich die Schuld traf und manchmal einfach unvorhergesehen dumme Dinge passieren. Trotzdem hatte ich eines Tages genau diese Platte in der Post mit einem kleinen Post-It von Stephen daran, der darauf bestand, dass dies ein Geschenk sei. Danach hatte ich wirklich sehr viel Spaß mit dieser Platte. Zum einen bei einigen Bau- & Bastel-Aktionen bei mir zu Hause und natürlich beim Spielen des Steve Monite-Tracks in den Clubs. Besonders das erste Mal im Crack Bellmer war besonders schön, weil so ziemlich jedem meiner plattensammelnden Freunde in diesem Moment die Gesichtszüge entgleist sind und keiner so recht verstehen konnte, wie ich an diese nigerianische Holy-Grail-Nummer gekommen bin. Bis letzte Woche war es für mich auch fast schon ‘ne sportliche Herausforderung, den Track in jedem meiner Sets zu spielen, da er ja seit dem 9. Dezember auch auf der letzten Soundway-Compilation wieder zu haben ist, allerdings in einer leicht anderen Version. Was diesen Track für mich persönlich noch besonders macht, ist die Tatsache, dass Charlie Smooth alles daran gesetzt hat, sich die Platte von mir zu leihen, damit er sie auf der Get-Deep-Abschlussparty spielen konnte – einer meiner Magic Moments in 2016!“
Basco:
Luis – HV’s Sequence (1080p)
„Tracks zwischen House und Jungle im wabernden Dickicht aus ambienten Flächen, 90s-Nostalgie und UK-Breaks samt Lyn Collins-Samples gab es in diesem Jahr nicht gerade selten zu hören. Doch unter all ihnen hat für mich ‘HV’s Sequence’ von Luis, erschienen auf dem sowieso nahezu immerguten Label 1080p, ganz besonders herausgestochen. Auf einer Party oder in einem DJ-Set habe ich ihn bislang nicht gehört, sondern ganz, naja, klassisch beim Diggen im Netz bei Hard Wax, Youtube oder irgendwo anders entdeckt. Ein Intro braucht es nicht, stattdessen geht’s sofort rein in diese so fluffige wie doch bleischwere Melancholie. Nichts gegen einen guten Partytrack, die geballte Ravefaust oder all die Floorfiller, aber 2016 landete die Nadel meines Plattenspielers – zumindest zuhause – doch wesentlich häufiger auf der ersten Rille dieses Tracks als irgendwo sonst. Ihr wisst schon, vong Stimmung her.“