05.01.2016  /  Jan  /  Kategorie: Portraits

Ruffhouse

Ab und zu lohnt es sich, den Spam-Ordner auszumisten. Vor ein paar Wochen verfing sich dort eine kurze E-Mail samt Link zur Compilation Rufftrax Vol. 2 und der Hinweis „dass das ja eventuell was für uns wäre.“ Kurz reingehört – klar war das was! Vor allem die drei Tracks „K4“, „Killa“ und „Rottweiler“ sind hängen geblieben, mit einer Mischung aus Zomby-Einflüssen, Vangelis-Synths und Schmackes untenrum. Der Rest ist durchwachsen, allerdings handelt es sich größtenteils auch um Newcomer. Die Neugierde war jedenfalls geweckt und kurz darauf ein E-Mail-Interview mit Sverre alias Top Shotta im Kasten. Er bezeichnet sich selbst als Hausmeister des vor etwa zwei Jahren gegründeten Kollektivs, welches neben ihm aktuell aus Turbogaz, Killcombo, 600-Cell, Tymotica und Sharlatan besteht. Die erste Party unter eigenem Namen war wohl ein gigantischer Flop, seitdem hat sich aber einiges getan: eine regelmäßige Ruffhouse-Partyreihe in wechselnden Locations wie dem Kong Club oder der Corleone Bar, ein digitales Label und eine Podcastreihe mit Gästen wie Borai, Wasteman (ja, unser Shlompi) und Cool Hand Luke. Zeit für einen Blick in den Süden.

Hi Sverre, zuerst müssen wir das mit dem Namen klären. Ist es eine Reminiszenz an Ruffhouse Records? Euer Vorbild? Oder einfach zu oft den J:kenzo-Track gehört?
War definitiv keine Absicht, aber ich muss an dieser Stelle Props an das HipHop-Label geben für ihren krassen Output in den Neunzigern. Als Sharlatan und ich nach einem Namen gesucht haben, war Ruffhouse unser Lieblingstrack und das hat bei der Entscheidung sicher eine Rolle gespielt. Unsere Absicht war es einen treffenden Namen für einen Abend zu finden an dem etwas härtere, an House und Techno angelehnte Produktionen gespielt werden und Ruffhouse schien wie dafür gemacht.

Top Shotta x Sharlatan

Top Shotta x Sharlatan

Man findet wenig über euch im Netz, warum?
Still flying under the radar!

“Baumaterialien” ist der Untertitel eurer Facebook-Seite. Baut ihr DJ-Tools?
Haha, Bauen ist das Hobby von diversen Mitgliedern der Crew. Wir versuchen aber auch unsere Tracks relativ DJ-freundlich zu gestalten, schließlich kommt die Mehrheit von uns vom Auflegen und hat erst später mit dem Produzieren angefangen.

Ihr macht Münchner UK-Sound oder wie würdest du Ruffhouse beschreiben?
Hmm, das kommt vielleicht gut hin. Es ist immer schwer den eigenen Sound zu beschreiben, das lässt sich nicht wirklich auf ein einzelnes Genre beschränken. Wir spielen meistens einfach das was uns gefällt und da ist dann von breakigeren Produktionen bis zu 4×4-Techno alles dabei.

Wie ist die Szene dafür in München?
Die Szene ist inzwischen etwas größer als vor zwei Jahren als wir das Ganze gestartet haben und es gibt immer mehr Leute, die sich für unsere Musik interessieren. Die letzten Male haben wir die Clubs voll bekommen, das wäre vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen.

Neben der Partyreihe habt ihr auch ein digitales Label. Wie ist es dazu gekommen?
Wir haben alle mit dem Auflegen angefangen, aber nach den ersten Parties entwickelte sich das schnell auch in andere Richtungen. So kam es zu den bisher zwei Compilations und der Podcast-Reihe.

Wollt ihr das zu einem richtigen Label ausbauen und später auch analog werden?
Es soll auf jeden Fall Anfang 2016 eine EP von Pastiche, unserem Homeboy aus Kopenhagen geben. Vorerst werden unsere Releases wohl digital bleiben, für die Zukunft wünschen wir uns aber auch Releases auf Platten. Ich spiele zum Beispiel ab und zu auch mal gerne ein reines Vinylset.

Erzähl mal ein wenig über eure Pläne: Was gibt es demnächst von euch zu hören/sehen?
Unsere Partyreihe soll ab 2016 regelmäßig alle zwei Monate stattfinden. Wir wollen nun auch verstärkt Künstler aus UK buchen. Damit wir den Münchnern etwas bieten können, was sie sonst eher in Berlin erleben oder so. Außerdem werde ich die Crew am 5. März in der Muffathalle in München representen, bei Blurred Vision, der neuen Veranstaltung von Schlachthofbronx. Da soll die pure physische Energie der Musik im Fokus stehen.