02.10.2015  /  Sascha  /  Kategorie: Portraits

Seit einigen Jahren tut sich was in der Webradiolandschaft: Mit spannenden Sendern wie NTS, Red Light Radio, Stroom, BCR oder auch Byte.FM kam frischer Wind in die analogen und digitalen Äther und Streams, nicht zuletzt auch in Sachen elektronischer Musik. Ebenfalls einen großen Verdienst daran hat der in Los Angeles beheimatete Sender Dublab, der nicht nicht nur kreative Heimat und musikalischer Spielplatz für Hosts wie FlyLo, Dntel, Ras G oder Matthewdavid, sondern inzwischen weit mehr als nur ein reiner Radiosender ist. 1999 gegründet, ist Dublab nunmehr auch an Film-Projekten, Ausstellungen, Events oder Releases beteiligt – und ging Ende April dieses Jahres auch in Deutschland an den Start.

Joscha Creutzfeldt

Dafür verantwortlich ist der Kölner Joscha Creutzfeldt, A&R und Gründer des Labels UpMyAlley, das bereits in den Anfangstagen der Produzentenszene Tracks von etwa fLako, Robot Koch, Rustie und weiteren veröffentlichte. Joscha ist aber auch seit Jahren als DJ aktiv und baut aktuell Dublab Deutschland auf. Wir fragten mal bei Joscha nach, was es mit Dublab Deutschland auf sich hat, wie er selbst den Sender entdeckte, was für Pläne für die Zukunft bestehen, wer alles beteiligt ist und vieles mehr.

Hi Joscha, wie bist du selbst auf Dublab aufmerksam geworden und was verbindest du mit dem Sender?
So zirka 2005 war Dimlite mal zu Besuch in Köln und der hat mir davon erzählt, ich glaube, er war zu dem Zeitpunkt gerade bei denen in L.A. gewesen oder sollte einen Mix für Dublab machen, irgendwas in der Art. Ich selbst hatte Dublab vorher gar nicht auf dem Schirm.
Da ich damals schon recht interessiert an Radio und Web-Alternativen zu den Mainstream-Sendern war, habe ich mir das dann ziemlich direkt angeguckt und für gut befunden, obwohl ich damals musikalisch noch gar nicht an dem Punkt war, so richtig zu verstehen, was da läuft. Da tun sich mir immer noch Welten auf heutzutage. Verbinden tue ich mit dem Sender einen extrem guten Geschmack, was Auswahl der Shows, Artikel, Events etc. angeht, sowie absolute musikalische Freiheit im Bezug auf die einzelnen Shows. Etwas, was meiner Meinung nach elementarer Bestandteil von Dublab und allen derzeit interessanten Sendern wie Red Light Radio, NTS und so weiter ist.

Seit einigen Wochen ist Dublab Deutschland nun am Start. Wie kam es dazu und was ist deine Aufgabe dabei?
Dublab in Los Angeles hatte schon immer einen recht starken Bezug zu deutscher Musik, da die Verantwortlichen dort fast alle Fans von Can, Kraftwerk, Tangerine Dream
und den ganzen Krautrock- und Cosmic-Sachen sind, und diese Musik dann zwangsläufig auch in diversen Shows dort drüben gespielt wird. Aber auch “aktuelle” Bands und Produzenten wie Stabil Elite, Aloha Input, Camp Inc oder Jan Schulte wurden alle schon auf Dublab gefeatured bevor es den deutschen Ableger gab, da war also schon immer ein Auge für die Dinge, die hier passiert sind oder auch aktuell passieren. Zudem arbeitet Dublab in letzter Zeit verstärkt mit dem Goethe Institut und dem deutschen Konsulat in L.A. zusammen, dabei entstehen dann so Dinge wie die “Wunderground”-Compilation oder das Krautrock Classics Projekt. Dadurch wird irgendwie verständlich, dass ein deutscher Ableger, der die aktuellen Geschehnisse in der hiesigen Musiklandschaft regelmässig und vor Ort beleuchtet, wünschenswert für die Leute aus L.A. war beziehungsweise ist.
Ich kam vor ein paar Jahren mit den Jungs dort in Kontakt, anfangs habe ich von hier aus sowohl alleine als auch mit dem Come Together Projekt (Künstlerkollektiv aus Köln) vereinzelt Streams und Dublab-Veranstaltungen organisiert, und daraus ist dann alles entstanden. Was meine Aufgaben angeht: Ich mache derzeit einfach mal alles selbst: Programm, technische Durchführung, Grafik, Website, Kommunikation, dazu eine eigene Show. Ab November bekomme ich dann erfreulicherweise etwas Hilfe, bin derzeit schon hart am Limit, was meine Auslastung angeht, da ich ja auch noch nebenbei arbeite.

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Was sind eure Pläne für den Sender, gibt es Residents oder Sendungen, die regelmäßig geplant sind? Was wird auf dublab.de musikalisch passieren und wo ist der Unterschied zum Mutterschiff in Los Angeles?
Grundsätzlich versuche ich, ein musikalisch vielfältiges Programm abseits des Mainstreams zusammenzustellen, und langfristig ist geplant, täglich mehrere Shows live zu übertragen, das klappt aber aus zeittechnischen Gründen derzeit einfach noch nicht. Slow and steady wins the race. Momentan streamen wir mindestens einmal pro Woche live aus Köln, sowohl aus unserem “Studio” als auch aus Plattenläden wie Groove Attack oder a-Musik oder auch ausgewählten Off Locations, wo Konzerte oder DJ-Sets stattfinden. Wenn wir nicht live übertragen, wird unser Player automatisch aus dem Archiv befüllt, welches mit jeder Woche, und jeder weiteren Übertragung, die wir machen, wächst.
Regelmässige Shows gibt es einige, derzeit alle monatlich. Dabei sind derzeit in erster Linie Leute, die in Köln wohnen, unter anderem Christian S und Korkut Elbay von Cómeme, James Pants & Marc Schaller, TBRCK, Fizzy Veins, Clifford Murray. Ab Oktober oder November sind Themes For Great Cities aus Düsseldorf auch monatlich dabei, worüber ich mich sehr freue, da ich einfach Fan des Labels bin. Mit Public Possession, einem Plattenladen und Label aus München, gibt es ebenfalls eine Kooperation bezüglich Live-Übertragungen aus deren Shop, und ein paar andere Sachen sind auch in der Pipeline.

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Dublab ist nicht nur ein Radiosender, sondern auch an Film-Projekten, Ausstellungen, Events oder Releases beteiligt – habt ihr in dieser Richtung auch schon etwas geplant?
Da sind Sachen in der Mache, ja. Aktuell hat dublab.de gerade den musikalischen Teil des CityLeaks Kunstfestivals hier in Köln kuratiert, über etwas mehr als zwei Wochen haben wir an mehreren Terminen live aus der Ausstellungslocation Live- und DJ-Sets von diversen Kölner DJs und Produzenten übertragen. War super, und auch das erste Mal, dass wir sowas hier gemacht haben. Ideen gibt es viele und mehr in der Richtung ist definitiv in Planung, das hängt aber auch einfach von der zeitlichen Auslastung ab.

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Foto: Robert Winter