Ashorecast #81 – STN
Ich weiß noch, wo ich Martin aka STN zum ersten Mal getroffen habe. In Dresden natürlich, wo er zusammen mit seiner Plastic House Crew und Georg aka Chazzman eine Party in einem Keller am Neustädter Bahnhof veranstaltete. Ich durfte auch auflegen und war ziemlich schlecht. Doch wir blieben in Kontakt und trafen später für ein paar DJ-Sets erneut zusammen. Dort lief’s dann nicht nur für mich besser, sondern auch insgesamt lernte ich Martin als DJ und Mensch immer mehr schätzen.
Inzwischen hat es ihn von Dresden nach Leipzig verschlagen, doch an seiner Vorliebe zum House und allerlei anderen Genres tat das keinen Abbrucht – eher im Gegenteil! Noch immer legt er regelmäßig in Berlin, Leipzig und anderswo alleine oder im Kollektiv auf. Und jetzt zum Glück auch endlich mal für uns in Form einen neuen Ashorecasts! Zudem sprach ich mit Martin über seinen letzten Spanien-Trip, die Plastic House Crew und was für ihn eine gute Location ausmacht. Shout out nach Leipzig!
Hey Martin, wo bist du gerade und was hat du zuletzt so getrieben?
Hey Sascha, ich bin momentan in Leipzig und sitz gerade in meinem Gärtchen, etwas freie Zeit genießen. Seele baumeln lassen muss ja auch mal sein.
Ich habe gesehen, dass du in Spanien unterwegs warst – auch Platten diggen oder blieb dafür keine Zeit?
Genau, wir haben in den letzten zwei Wochen die Nordküste in Spanien mit dem Auto bereist. Das ist ‘ne tolle Ecke mit herzlichen Menschen, mildem Klima und nem guten Mix aus Natur und Kultur. Die Berge immer im Rücken und das Meer vor der Nase. Aber bis auf die lokalen Radiosender hab ich keine Zugänge zur Musik gesucht. Da waren die vielen Pintxos – die ich probieren musste – interessanter.
Was ich sehr an dir schätze: Von dir kann man genauso tolle Tipps in Sachen House wie Folk oder anderen Genres erfahren. Wann hat es das erste Mal bei dir in Sachen Musik Klick gemacht, was hat dich begeistert, und wie ging es weiter?
Vielen Dank! Das mit dem Klick kam nicht von jetzt auf gleich, es war eher ein Prozess. Ich hatte schon recht früh Stehversuche als Veranstalter. Da war ich in der 9. Klasse. Damals hab ich mit einem Schulfreund Indie-Partys organisiert und aus Mangel an DJs haben wir dann einfach von Archive bis Whitest Boy Alive alles aufgesaugt und zum Besten gegeben. Als ich dann über eine ältere Schulclique André Galluzzis “Im Garten” als gebrannte CDR bekam, warf das ziemlich viel um. Da war “Sgnelkab” von Skatebård drauf (wusste ich damals noch nicht, denn es gab keine Tracklist). Der ganze Mix war anders als das, was ich bis dato mit elektronischer Musik verband. Dann wurden Festivals in der Umgebung abgegrast (Nachtdigital, Melt), aber so richtig Sinn hat es eigentlich erst in Berlin gemacht, vor allem bei Prosumer in der Panorama Bar. Das war 2009.
Noch in Dresden hast du zusammen mit ein paar Freunden das Kollektiv Plastic House gegründet. Worum ging es euch am Anfang und wie schwer war es, euren Sound in Dresden an die Leute zu bringen?
In der Anfangszeit ging es vor allem darum, als Freundeskreis eine Plattform zu haben, auf der man sich austauschen kann und in der sich jeder nach seinem Gusto und mit seinen Qualitäten einbringen kann. Die Partys kamen erstaunlich schnell und gut an. Das lag in erster Linie an dem dichten Netz, welches wir in der Community hatten. Somit konnten wir als Akteure relativ viel ausprobieren. Was den Sound anging, war es doch nicht selten eher ein “Mach ma’ schneller” als ein “Gib ma’ Track ID”. Aber gut Ding will Weile haben.
Egal ob in Dresden oder später auch in Leipzig oder Berlin – ihr hattet bei euren Partys schon zahlreiche Gäste. Was waren deine liebsten Nächte und Momente?
Die sind sehr zahlreich! In Dresden mochte ich die Aufregung, welche sich bei ersten größeren Veranstaltungen breit machte, zum Beispiel mit Roi Perez als Booking. In Leipzig fällt mir direkt das Conne Island ein, wo ich vor allem die Atmosphäre im Garten beim Electric Weekender schätze. Kreuzberger Nächte sind immer lang, ob mit Map.ache oder Carsten Jost als Gast oder mit guten Freunden als b2b-Partner.
In Berlin findet Plastic House inzwischen auch in verschiedenen Clubs statt, zum Beispiel in der Klappe oder der Paloma Bar. Was macht für dich eine gute Location aus?
Ein Club muss nicht groß sein und sollte einen gewissen Charme mitbringen. Wie dieser Charme erfahrbar wird, ist auf ganz unterschiedlichen Wegen möglich. Wenn bei Sonnenaufgang zum Beispiel Disco und Downtempo gespielt werden können und eine kleine Tanzfläche erst richtig zu erwachen scheint, dann liegt das nicht nur an den DJs, sondern immer auch an der Location. Das war bei der letzten Plastic House in der Paloma Bar der Fall.
Vielen Dank für deinen tollen Mix! Hast du einfach drauf losgelegt oder bist du mit einem Konzept an die Sache gegangen? Wie und wo hast du ihn aufgenommen?
Ich wollte Songs mischen, die ich gerade oder schon länger gerne in meinem Alltag höre, die aber auch gut in ein Intro oder Outro passen würden. Diese bilden den Rahmen für kleinere Exkurse zu Discosamples, die sich auch in meinen Clubsets wiederfinden. Aufgenommen wurde er bei mir zu Hause mit zwei Technics 1210 und einem Ecler Nuo 3.
Wo kann man dich bald mal wieder auflegen hören?
Im August bin ich im Bohnengold und in der Klappe in Berlin, sowie auf dem Ferkhl-Festival in der sächsischen Pampa anzutreffen.
Tracklist
10 BC – Dub Generator
Hiroshi Yoshimura – A・I・R (Air In Resort)
Gaussian Curve – Unsolved
King Crimson – I Talk To The Wind
Mac DeMarco – Honey Moon
Saâda Bonaire – More Women
Shot – Main Thing (Club Vocal)
Pascal – Arcipelago
Lola – Wax The Van (Jon’s Dub)
Electra – Feels Good (Carrots & Beets)
African Suite – Pigmy
Junie Morrison – Tease Me (Dub)
Plush – Free And Easy
Naked Eyes – Promises, Promises (Extended Version)
Velvet Season & The Hearts Of Gold – Camel Toe Central
Theo Parrish – Reaction To Plastic
Cloud 9 – Do You Want Me (Club Mix)
DJ’s Rule – Get Into The Music
Blue Boy – It’s Up To You
No Smoke – Ai Shi Temasu (Japanese Love)
Janice Bulluck – Do You Really Love Me
Daryl Hall & John Oates – I Can’t Go For That (No Can Do)
Ned Doheny – To Prove My Love
The Brothers Johnson – Strawberry Letter 23
Jo Lemaire + Flouze – Je Suis Venue Te Dire Que Je M’en Vais
Fleetwood Mac – Dragonfly
PJ Harvey – Horses In My Dreams
STN kann man bei Soundcloud und Instagram folgen.