42, 82 und 190. Das sind nicht etwa die BPM zwischen denen sich der neue Ashorecast bewegt, sondern die RGB-Werte für Cerulean, einer Farbe irgendwo zwischen Azur und dunklem Himmelblau. Und zudem namensgebend für das DJ-Alias von Caroline Whiteley aus Berlin, die nicht nur seit langem über Musik für Websites wie Fact schreibt, sondern zudem bei RBMA arbeitet, mit Freunden die Partyreihe Fluff hostet und auch noch selbst als DJ namens Cerulean aktiv ist. Wir sprachen mit ihr über ihren Werdegang aus der Indiedisco hinein in den Club, ihre Liebe zum Radio und ihren allerersten Mix – der eine Stunde lang so elegant wie funky den Bogen von Breaks bis Rave schlägt.
Caroline, zusammen mit Freunden betreibst du die Partyreihe Fluff. Was steckt hinter Fluff, wie habt ihr zusammengefunden und wie läuft bei euch der Booking-Prozess ab?
Fluff ist eine semi-regelmässig stattfindende Party, mit der wir versuchen, Musiker*innen zu präsentieren, die synkopiert, genreübergreifend und atmosphärisch spielen. Wir mögen Sounds, die leftfield und spaßig sind. Mein Kumpel JB aka Tarrou und ich sind die Resident-DJs, und Felix Binder macht bei jeder Party ortsspezifische Visuals. Fluff wurde vor knapp einem Jahr von JB und Felix ins Leben gerufen und nach einigen B2B-Sessions bei JB zuhause war er so nett, mich im September dort auflegen zu lassen und mich danach zu fragen, ob ich die Party mit organisieren möchte. Seitdem bin ich mit dabei.
Was das Booking betrifft, ist es mein mein Wunsch, eine freundschaftliche Atmosphäre in kleineren Clubs in Berlin zu schaffen und dem Publikum spannende Künstler*innen näherzubringen, zum Beispiel als nächstes den Leipziger Qnete oder Kohwi, der zuletzt unter anderem einen Mix für Blowing Up the Workshop gemacht hat, Developer bei PAN ist und das Label Ways Inner Pass betreibt, aber als DJ nicht besonders oft auftritt.
Du hast zwar bisher bei nur einer Handvoll Partys in Berlin aufgelegt, aber dieses DJ-Ding ist nichts neues für dich. Wie bist du damals in Hamburg zu deiner Residency im Molotow gekommen?
Das mit der Residency war zugegebenermassen etwas scherzhaft gemeint. Ich habe als 17-Jährige mit dem auflegen angefangen, damals habe ich einmal im Monat Freitags den Hamburger Indieclub Molotow bespielt und bin zum Auflegen ein- bis zweimal im Monat in andere Städte wie Kiel, Lübeck oder Flensburg gefahren. Das war als Schülerin schon ganz aufregend. Als ich nach dem Abitur für einen Studienaufenthalt nach New York gezogen bin, habe ich dann erstmal meine “DJ Karriere” an den Nagel gehängt, abgesehen von ein paar Bargigs hier und da, wenn ich wieder in Hamburg zu Besuch war.
Die Musik, die du damals aufgelegt hast, war eine ganz andere als in deinen Sets heute. Gibt es dennoch Sachen, die du als DJ schon damals gelernt hast und die dir auch heute noch helfen?
Stimmt, mein Musikgeschmack hat sich Ende der Nullerjahre auch noch weiter zum elektronischen hin entwickelt, zu der Zeit bin ich immer mehr in den Golden Pudel Club gegangen, was mich musikalisch sehr inspiriert hat. Ich hatte dort sowie später in Berlin das Glück, so tolle DJs erleben zu dürfen, dass ich mir selbst nicht zugetraut habe, selber auch noch mitzumischen. Diese Furcht hielt auch mehr oder weniger an, bis JB mich dazu ermutigt hat, mit dem Auflegen wieder anzufangen. Auch wenn ich früher nicht besonders viel gebeatmatched habe, hat mir die Erfahrung an den Decks durchaus geholfen, wieder einzusteigen. Und heutzutage bin ich mehr als froh, dass ich, anders als damals, nicht noch vor den Partys CDs zum Auflegen für die alten Pioneer-Decks brennen muss.
Seit einem Jahr arbeitest du bei RBMA und bist dort unter anderem für die Produktion bestimmter Radioformate zuständig. Wie sieht deine Arbeit genau aus?
Als Producer für RBMA kümmere ich mich unter anderem darum, dass auf Festivals mit denen wir eine Partnerschaft haben, Sets aufgenommen und im Sendeformat On The Floor ausgestrahlt werden. Außerdem produziere ich die DJ-Podcast-Reihe Choice Mix, mit der ich den Hörer*innen, ähnlich wie beim Ashorecast, spannende DJs näherbringen möchte. Du kannst dir also vorstellen, dass das Erstellen des Ashorecasts eine spannende Herausforderung war, da ich mich auf der Arbeit meistens mit DJ-Mixes beschäftige und sie herausbringe. Für euch darf ich das nun auf der anderen Seite erleben.
Hattest du davor selbst schon Radioerfahrung und welche Sendung hörst du sonst viel und kannst den Leuten ans Herz legen?
Radio ist meine große Leidenschaft, schon in der Schule habe ich beim damals neu gegründeten Onlinesender Byte.fm sowie bei Deltaradio in Kiel zu Gast moderiert. Mit dem im 2011 gelaunchten NTS ist meine Begeisterung für Radio nur noch weiter gewachsen, der Sender hat meinen Musikgeschmack deutlich geprägt. Morgens höre ich dort fast täglich die Do You!!! Radioshow, und ich mag auch Sender wie Radio80000 aus München und LYL Radio aus Lyon sehr gern, sowie die First Floor Show, in der mein Kollege Shawn Reynaldo die neusten elektronischen Releases präsentiert.
Vielen Dank für deinen Mix! Wo und wie hast du ihn aufgenommen? Einfach drauf losgelegt oder hattest du ein bestimmtes Konzept dazu im Kopf?
Da das mein allererster Mix ist, hatte ich kein konkretes Konzept, sondern nur das Ziel, innerhalb von einer Stunde einen Spannungsbogen aufzubauen und die Sounds zu präsentieren, die ich gerne mag und auch im Club spielen würde: klassische Rave-Sounds, spielerische Breaks, Acid und IDM.
Wo kann man dich bald wieder auflegen sehen?
Am 5. April in der Schrippe Hawaii bei Fluff und am 21. April in der Klappe bei Vinka Katt.
Tracklist
Mit Tracks von OL, Qnete, John Beltran, Ciel, Ronan, Loft, The Future Sound Of London, Milesh und vielen mehr.
Cerulean kann man bei Soundcloud und Twitter folgen.