“Ey, guck mal, der Typ legt mit seinem BMW-Schlüssel auf”, sagte Jan zu mir, als wir erstmals Sverre aka Top Shotta in echt trafen. Das war in Berlin, die Ruffhouse-Crew aus München gab ein Stelldichein im Maze und so lernten wir auch endlich mal den “Bossman” persönlich kennen – und lieben! Denn Sverre ist ein waschechter Proll mit Herz, Hirn und Humor zu gleichen Teilen. Das spiegelt sich auch in seinen DJ-Sets wider, die von deep bis brachial reichen. Oder eben von UK-Bass-Kisten über Techno bis Hamburger Straßenrap. Kann er alles, will und macht er auch alles.
Ähnlich geil finden wir, was bislang so auf dem Label Ruffhouse passierte. Was dort demnächst so ansteht, wie Top Shotta zu seinem DJ-Sound fand und was er so regelmäßig im Radio über den Äther haut – das alles gibt’s jetzt vom “Bossman” persönlich im Interview samt frischem Ashorecast beantwortet. Big up!
Hey Sverre, unser letztes Zusammentreffen liegt jetzt schon eine ganze Weile zurück. Anfang 2016 gab’s ein kleines Portrait von Jan, im Mai des gleichen Jahres dann 3 Kurze von dir. Was ist bei dir seitdem so passiert?
Yo, das ist echt einige Zeit her. Ich habe inzwischen im Boiler Room gespielt und wir haben auf Ruffhouse zwei Vinyls released: Ruffhouse001 von Pastiche mit Remixes von SCNTST, Danny Scrilla und mir. Und dann noch eine Split-10″ Jahmoni Music meets Ruffhouse Munich, da ist ein Track von Belp drauf (Jahmoni Head Honcho) und ein Track von mir. Wie immer gab es maßlos ausufernde Partys, die von uns veranstaltet wurden und seit ein paar Tagen ist auch mein Track “M-Performance Riddim” auf RFR Records draussen (Tipp: Da ist auch noch ein Track von Skee Mask drauf). Ansonsten hatte ich diverse Radioshows auf Radar Radio und Radio 80000 gehosted.
Du wohnst in München, bist du zufrieden mit der elektronischen Musikszene der Stadt? Was macht München besonders, aber was sollte sich auch unbedingt ändern?
Ja, das bin ich, also teilweise. Es gibt definitiv viele Artists, die interessanten Sound machen, jedoch hat man es immer noch durchaus schwer, proper Locations zu finden um auch erfolgreich eine Party zu veranstalten, wo nicht 90% der Zeit 4/4-Techno läuft. Das sollte sich unbedingt ändern, aber es wird schwierig, die Leute dazu zu bekommen, zu aus der Reihe tanzender Musik zu tanzen, weil sie zu busy sind und am Wochenende nur konsumieren wollen, Musik egal. Zum Glück sind nicht alle so, aber die meisten eben.
Dein Sound als DJ ist vielseitig und reicht von deep bis brachial, mal gibt es modernen Rapsound zu hören, dann wieder Experimente aus der UK-Bass-Kiste und Abriss mit Techno kannst du auch. Was hat zuletzt am meisten gekickt?
Yeah, ich versuche immer eine vielseitige Selection zu spielen. Meine musikalischen Interessen sind zu vielfältig, um mich nur auf nur ein einziges Genre festzulegen. In letzter Zeit habe ich aber hauptsächlich Grime, Rap und UK Funky gehört.
Du bist Teil der Ruffhouse-Crew. Neben euren Partys veröffentlicht ihr seit 2017 auch Platten, zuletzt eine 10″ mit einem Track von dir. Wie läuft das Vinyl-Business im Jahr 2018 und was ist als nächstes bei euch geplant?
Ja, das bin ich. Ich bin der Ruffhouse-Hausmeister aka Head Honcho aka Bossman. Das Vinylbiz lief bisher unerwartet gut und es wird diesen Herbst/Winter mit Ruffhouse 002 & 003 fortgesetzt. Ein weiteres Release ist auch die Fortsetzung unserer “Rufftrax” Compilation-Reihe, wie gewohnt mit internationalen Features und Special Guests. Geplant ist “Rufftrax Vol. 4” für Ende September in allen digitalen Formate und auf einer auf 100 Stück limitierte Kassette. Außerdem wird es wieder heiß begehrte Schranz-Couture von Ruffhouse geben, also Shirts und Caps und alles, was der stilsichere Clubbesucher braucht.
Auf Radio80000 bist du zudem regelmäßig mit eurer Radioshow zu hören. Wie kam es dazu und war so ein Show Neuland für dich oder hattest du davor schon Erfahrung mit dem Medium? Wonach selektierst du die Tracks, die du im Radio spielt – Zeug, das nicht in deine Clubsets passt oder eher genau das, Clubsound für den Äther?
Radio 80k hat uns angeschrieben und wir haben dann direkt zugesagt. Radioerfahrung hatte keiner von uns damals und wir mussten es sogar von zuhause aus streamen weil es noch kein 80k Studio gab, das brachte dann ab und zu mal Ausfälle und technische Schwierigkeiten mit sich aber wir hatten trotzdem immer super viel spaß dabei. Im nachhinein war es ja nichts anderes wie auflegen üben mit einem Publikum von dem man kein direktes Feedback bekommt wie im Club. Jetzt machen wir das ganze aus dem 80k Studio im Container Collective am Münchner Ostbahnhof und es hat sich nicht viel verändert außer dass es manchmal ausartet und wir die Session offline weiterführen wenn da noch Freunde & Bekannte vorbeikommen. Die Tracks dafür selektiere ich meistens wie für den Club, der einzige Unterschied besteht darin dass ich eventuell manchmal etwas experimentelleres spiele oder eben so viel neue unveröffentlichte Tracks.
Danke für deine Ashorecast! Wo und wann hast den den aufgenommen? Und hattest du vorher ein Konzept dafür vor Augen oder einfach losgelegt?
Easy, hab ich gerne gemacht! Den Mix habe ich Anfang Juni im Studio bei Radio 80k aufgenommen. Ich habe immer ein Konzept, wenn es ums Mixen geht, da wird dann auch manchmal Wochen im Voraus selected und dann 2-3 die Selection angehört, bis ich mir sicher bin, dass die Tracks tatsächlich für den Anlass passen, und dann wird der Mix einfach one take aufgenommen.
Wo kann man dich demnächst auflegen hören?
Ende August bin ich in der Griessmühle in Berlin, ab und zu mal in der Roten Sonne oder eben auf Radio80k.de mit einem dutzend Mandems!
Tracklist
Mit Tracks von Loom, Schlachthofbronx, Skepta, Gzuz, K2 World, Sir Spyro, Circuit 900, Sylvere, Koala und vielen anderen.
Top Shotta kann man bei Soundcloud, Facebook, Instagram und Twitter folgen.