Juni, 2008. Fast zehn Jahre ist es her, da habe ich das letzte Mal den Namen STL auf einem Flyer gelesen. Er sollte zusammen mit dem Krause Duo im Kassablanca spielen, ob live oder als DJ, das weiß ich nicht mehr. Nur, dass ich den Flyer zur Party ein paar Wochen zu spät in die Hände bekam – und ohnehin gerade erst in der Stadt gelandet war. Seine Musik kannte ich damals schon, hatte zwei oder drei Tracks gehört, und im Fatplastics nach ersten Releases auf seinem Label Something Records Ausschau gehalten. Seitdem ist meine Sammlung an Platten von Stephan Laubner, wie STL eigentlich heißt, stetig gewachsen. Als ich vor zwei Monaten das letzte Mal meine Platten neu sortierte, bekam STL sogar sein eigenes Fach, das inzwischen ähnlich breit ist wie die von Omar-S, Theo Parrish und Moodymann. Und das ist nicht die einzige Parallele zu den drei Detroit-Legenden.
Zwar stammt STL nicht aus der Motor City, sondern lebt irgendwo im Harz, produziert aber oft mindestens genauso schroffe Tracks voller Jack und Groove, die auf dem Floor punktgenau landen, aber genauso immer weiter nach der Tiefe und Melancholie im House suchen. Wer sich Tracks wie das noch gar nicht so alte “Musika” anhört, weiß, wovon die Rede ist. Als Lunatik Sound System widmet sich Laubner zudem den Genres Drone und Ambient, experimentiert frei und lässt die Four-to-the-Floor-Kick auch gerne einfach komplett weg. Sein Label gibt ihm dazu alle Freiheiten.
Die bekam er auch von uns, als ich vor einigen Wochen eine kurze E-Mail gen Harz schickte. Keine zwei Wochen später, und ich hatte einen Link im Postfach. “Hatte nix besseres zu tun als heute Nachmittag ein paar Klangerzeuger anzuwerfen und ein bisschen Krach zu machen”, stand da. Was folgte, war der vermutlich schnellste Download der Welt und die Freude über ein 71-minütiges Live-/DJ-Set von STL. Für uns, für Ashore! Darin lässt STL die Frequenzen wild flirren, schiebt bekannte Hits von Booker T. & the M. G.’s unter und über Radiowellen, Störgeräusche, Eurorack-Beats, Gefrickel und andere Experimente.
Sein mit “Radio, Sid, Modules, Sound and Music” betiteltes Set entstand laut STL so: “Ich habe den Mix in meinem Studio aufgenommen. Als DJ-Mixer musste mein Studiopult herhalten. Klangerzeuger waren diverse Synthsizer, mein HardSID, sowie Eurorack-Module und ein Plattenspieler, ein CD-Player und mein Breitbandempfänger, also Radio. Ich hoffe, ich habe nix vergessen. Ich habe mich einfach 15 Minuten vorbereitet und dann drauf los gejammt.” Das Ergebnis gibt’s hier zu hören:
STL kann man auf der Website seines Labels Something Records folgen.