Viel wurde geschrieben und erzählt über Leipzig in den vergangenen Jahren. Von außen schien es so, als würden fast monatlich neue Labels, Clubs und Möglichkeiten aufploppen. Einen der ersten und wichtigsten Anstösse in Sachen kreativer Frischzellerkur für die Stadt seit den Nullerjahren gab 2008 das Label Kann Records, gegründet von Map.ache, Bender und Sevensol. Inzwischen nähert sich Kann seiner dreißigsten Katalognummer, hat mit Mana All Nite seit dem vergangenen Jahr ein Sublabel am Start und ist für Leipzig auch international noch immer das Aushängeschild in Sachen House mit genauso viel Traditionsbewusstsein wie Weitblick, Tiefgang und Floorpotenzial.
Doch auch abseits von der Labelarbeit ist Sevensol alias Alex Neuschulz schwer beschäftigt. Zusammen mit Map.ache bildet er das DJ-Duo Manamana, produziert gemeinsam mit Bender Tracks für Labels wie Stretchcat oder Fauxpas, und führte bis 2014 den Kann Recordstore. Schon lange auf unserer Wunschliste, hat Sevensol nun einen knapp einstündigen Ashorecast für uns aufgenommen, den er sich selbst auch “beim Kochen oder Radfahren anhören würde”, und gleich noch ein paar Fragen rund um Kann Records, das Auflegen zu zweit und die Studioarbeit mit Bender beantwortet.
Alex, 2008 hast du das Label Kann mitgegründet. Mit Mana All Nite habt ihr zudem seit 2015 ein Sublabel am Start. Was sind eure Pläne für das auslaufende und kommende Jahr – und schmiedet ihr bereits welche für das Zehnjährige?
Wir haben noch eine “Things From The Basement”-EP im Ofen für dieses Jahr. Bis die erscheint, dauert es hoffentlich nur noch ein paar Tage. Anfang nächsten Jahres kommt dann das Album O.N.G. von Falke, an dem wir schon seit einer ganzen Weile sitzen.
Man kennt dich als Produzent vor allem an der Seite von Bender, doch Solotracks von dir findet man kaum. Woran liegt das und wird sich das in Zukunft ändern?
Produzieren ist nicht so wirklich mein Ding. Ich tue zwar manchmal so, aber eigentlich bin ich recht ungeduldig und beherrsche nicht viel mehr als die Basic Skills. Dennis (Bender) hat mich da schon immer an die Hand genommen und den Bärenanteil an den Tracks. Es kommt vor, dass ich auf dem Stuhl einschlafe, während er die Shaker quantisiert. Trotzdem habe ich gerade einen Remix (fast) alleine gemacht, der auf der Kann28 erscheint.
Du und Map.ache sind Manamana. Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen deinen Solo- und den Manamana-Sets? Kannst du zu zweit eher loslassen, dich auf den anderen verlassen, oder was passiert da noch?
Es geht um das Teilen und die Synergien. Das ist eher ein Teamding als die eigene Egonummer. Mir liegt das, glaube ich, schon immer, weil ich früher oft unsicher und natürlich froh war, wenn ich jemanden mit der selben Leidenschaft getroffen habe. Da gehst du eher mal eine Sache an und kriegst den Arsch hoch. Das hat sich über die Jahre auch verändert, und ich denke, wir genießen es beide gleichermaßen, wenn wir zusammen spielen, aber auch alleine. Ende Januar sind es dann auch bereits zehn Jahre, die wir nahezu jeden Mana-Gig back2back gespielt haben. Der erste offizielle Gig war übrigens Anfang 2007 in der Distillery.
Mitte 2014 musste der Kann Recordstore leider schließen. Wie hast du die Zeit seitdem erlebt? Vermisst du den Shop manchmal oder ergaben sich dadurch eventuell auch ganz neue Möglichkeiten für dich?
Ich habe es mir schon erstmal einfach gut gehen lassen. Lazy Bones und viel mehr Zeit zwischen den Wochenenden.
Danke für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen, gab es vorab ein Konzept?
Ich habe ein paar Tage darüber sinniert und nebenbei Tracks beiseite gelegt, die ich gerade mag. Da wir erst vor kurzem einen Manamana-Mitschnitt aus dem Institut fuer Zukunft veröffentlicht haben, wollte ich jetzt eher etwas aufnehmen, das ich mir auch selbst beim Kochen oder Radfahren anhören würde. Die ersten 40 Minuten hat das, glaube ich, auch ganz gut geklappt, dann sind mir aber doch noch ein paar Housetracks reingerutscht.
Wo kann man dich demnächst mal wieder auflegen hören?
15.11. Elipamanoke (Leipzig)
18.11. Georgies´s Wintergarten (Amsterdam, NL)
25.11. Warehouse Weekender (Groningen, NL)
26.11. Atomino (Chemnitz)
Tracklist
Mit Tracks von John Roberts, Cymande, Vester Koza, Willow, Fudge Fingas & His Fidgety Friends, Chinaski und vielen mehr.
Sevensol kann man bei Soundcloud, Facebook und Instagram folgen.
Fotos: Martin Lovekosi (Podcast- und Club-Foto)