Nachdem wir vor kurzem in der Paloma Bar noch das 5-jährige Bestehen von Ashore begossen haben, gibt’s heute schon das nächste Jubiläum zu feiern. Der 50. Ashorecast wurde soeben frisch auf Soundcloud gewuppt und kommt von niemand Geringerem als Twit One. Seit Jahren gehört der Kölner zu den besten Produzenten instrumentaler Musik und hat inzwischen etliche EPs und Alben veröffentlicht, Mixe aufgenommen und Partys organisiert. Das von ihm mitgegründete RadioLoveLove gehört seit nunmehr über 200 Ausgaben zu meinen liebsten Podcast-Reihen zwischen Soul, Rap, Jazz, Afro und Brasil, und egal ob in seinen Produktionen oder DJ-Mixen, bei Twit gibt’s immer was zu entdecken.
Wir sprachen mit Twit One über seine neue Platte Treegonometry, sein Label AUDDA, Kollaborationen, seine Arbeit im Groove Attack Recordstore, RadioLoveLove und was in Zukunft alles bei ihm ansteht. Passend dazu sein percussiv-lastiger Ashorecast, der von Jazz über Reggae bis House reicht. Auf die nächsten 500!
Twit, vor kurzem ist deine neue Platte Treegonometry als Teil der KEATS-Reihe erschienen, die unter dem Motto “Beats aus dem Kiez” läuft. Welchen Einfluss hatte dein Kiez auf die Platte und wo entstand das Foto für das Albumcover?
Die Platte fängt ja mit einem kleinen Diss von Rolf Dieter Brinkmann gegen Köln an und das ist bezeichnend für mein Verhältnis zu Köln. Ich wohne sehr gerne hier, das Klima ist tendenziell entspannt, aber es laufen auch viele Dinge schief. Das Foto von dem Cover habe ich in San Francisco gemacht, hätte aber auch ein anderes werden können. Mein Kiez ist der Kiez, in dem ich gerade unterwegs bin und ich denke, ich würde auch überall ähnlichen Sound machen. Ich bin ein rolling stone und kein Lokalpatriot.
Nach einer längeren Pause gab’s 2016 mit einer LP von Lazy Jones und einem Tape von dir und PBLouison auch wieder etwas Neues auf deinem Label Augenringe unter dem dritten Auge zu hören. Hast du Pläne, wieder regelmäßig auf AUDDA zu veröffentlichen?
Das waren jetzt eigentlich die ersten Releases auf AUDDA. Vorher gab es ja mit Puzzles und Beat Power zwei Compilations, die zwar auch unter AUDDA liefen, aber eigentlich durch die Melting Pot-Maschinerie liefen. Bei dem Tape mit PBLouison und der Lazy-LP habe ich eigentlich alles komplett alleine gemacht – mit der Hilfe von ein paar Freunden. Und yeah, da werden auf jeden Fall noch ein paar Sachen kommen. Zeugs, was ich gut finde, das aber kein Label findet.
Egal ob Hulk Hodn, Suff Daddy, Miles Bonny oder Damiano von Erckert, in Sachen Kollaborationen bist du viel unterwegs, wie kommt’s? Und gibt es noch Leute, mit denen du dich gerne mal für ein paar Tage im Studio einschließen würdest?
Das ergibt sich einfach immer so. Ich chill mit Lazy und wir machen Flatpocket, ich chill mit Hodn und wir machen Testiculo Y Uno, 4Trackboy & Echomann mit dem Retrogott, Disco Rigido mit Lorenzo Merluzzo – zuletzt mit C.A.Ramirez zwei Tracks gemacht, die jetzt die geilen Typen von Money $ex Records auf 7″ rausbringen. Letztes Jahr war ich eine Woche im ehemaligen Kling Klang Studio (von Kraftwerk) mit Henry Wu und wir haben eine Platte gemacht – wird demnächst veröffentlicht. Ach ja, habe auch noch eine Platte mit Eloquent gemacht, die noch dieses Jahr raus kommt.
Seit einer Weile arbeitest du nicht nur im Groove Attack Recordstore in Köln, sondern bist neben Uwe Welter auch Mitinhaber. Was hat sich seitdem für dich verändert? Kaufst du jetzt mehr oder weniger Platten im Monat als zuvor? Und bleibt überhaupt noch genug Zeit für’s Produzieren oder hättest du manchmal gerne mehr?
Ein bisschen Papierkram ist dazugekommen, aber ansonsten ist das immer noch der perfekte Job für mich. Ich kann den ganzen Tag Musik hören und habe abends noch genug Zeit um Musik zu machen. Und ich fange erst um 12 Uhr an. Ich versuche übrigens nicht zu viele Platten mitzunehmen, aber das geht nicht immer auf.
Die Idee zu RadioLoveLove geht auf dich zurück, wie spontan oder langfristig war das Ganze am Anfang geplant? Und plant ihr irgendwann einmal die über 200 bisherigen Folgen allesamt zu archivieren und für Spätentdecker verfügbar zu machen?
Am Anfang haben wir immer gechillt und Musik gehört, bis wir irgendwann dachten, das können wir auch aufnehmen und mit den Leuten teilen. Wir wollten erst nach 100 Folgen Schluss machen und ohne Ankündigung die Seite löschen, aber da hatten sich schon zu viele Leute daran gewöhnt und uns positives Feedback gegeben à la “Ich höre das immer auf der Maloche – bitte nicht aufhören.”
Vielen Dank für deinen Mix! Wie hast du die Tracks dafür ausgewählt und hattest du ein bestimmtes Konzept dazu im Kopf?
Ein Konzept hatte ich nicht, aber anscheinend war ich an dem Tag percussiv drauf.
Tracklist
Mit Tracks von Yesterdays New Quintet alias Madlib, JHA Music, Cedric Im Brooks & The Light Of Saba, Sons And Daughters Of Lite und vielen mehr.
Twit One kann man bei Soundcloud, Facebook und Bandcamp folgen
Fotos: Robert Winter