Es gibt viele Möglichkeiten, um zum ersten Mal auf Skor Rokswell aufmerksam zu werden. Eine davon ist die “Sunday Sessions”-Reihe, für die der Leipziger einmal pro Woche einen entspannten Soundtrack zum Wochenend-Ausklang zusammenstellt oder genau das Gast-DJs wie Shape, Hodini oder The Maghreban übernehmen lässt. Außerdem sind seine Werke und Pieces unverkennbar und waren bislang nicht nur auf unzähligen Wänden, sondern auch schon auf T-Shirts, Plattencovern und der HHV-Store-Front in Berlin zu sehen. Seit kurzem begegnet man Pascal, wie Skor Rokswell eigentlich heißt, zudem regelmäßig im Vary in der Leipziger Eisenbahnstraße, dem Plattenladen, den der Tausendsassa zusammen mit Remark und Shape im Oktober vergangenen Jahres eröffnete.
Mit seinem Ashorecast zeigt Skor Rokswell, “was tendenziell gespielt wird, wenn genug aufgewärmt wurde” und verrät unter anderem, wie es für das Vary bislang läuft, wie er auf die Idee zu den “Sunday Sessions” kam und was es mit der 72 in seinem Alias bei Soundcloud und Co auf sich hat.
Pascal, wann und wie bist du auf die Idee zu den Sunday Sessions gekommen? Wie findest du nach fast 300 Shows noch Ideen für Gastmixe und hast du ein persönliches Highlight aus den bisherigen Shows?
Meine sehr überschaubare digitale Sammlung hat dazu geführt, dass ich mehr geskippt als gehört habe, also kam mir eines Sonntags die Idee, einen kleinen Mix für mich selbst aufzunehmen, um das Problem zu beseitigen. Nach einer Woche hatte der erste Mix emotional ausgedient und die nächste Episode entstand. Als die im Kasten war, dachte ich, es wäre vielleicht interessant, eine Reihe zu machen und die Sachen mit Leuten zu teilen, denen es potentiell ähnlich geht.
Das ganze ist nun reichlich fünfeinhalb Jahre her und ist zu einer Art wöchentlichem Ritual geworden. Da ich immer wieder Platten kaufe und auch nach wie vor einige Scheiben in der eigenen Sammlung wieder entdecke, bleibt es von ganz allein abwechslungsreich – wobei es auch den ein oder anderen Track gibt, der an mehreren Sonntagen herhalten musste.
Insgesamt bin ich ein Fan von allen Gastbeiträgen, da ich es immer spannend finde, wie andere ihren Soundtrack zum Wochenausklang interpretieren. Ausnahmslos jedes Feature von Shape hat jeweils lange die Fav-Liste dominiert, aber auch Tenderlonius, Hodini, Strange U und Rahel liefen länger auf und ab bei mir.
Seit Oktober betreibst du zusammen mit Shape und Remark das Vary in Leipzig. Seid ihr bis jetzt zufrieden, wie es für euch läuft?
Das Feedback ist mehr als man sich hätte wünschen können – wirklich. Ich denke jeder von uns drei hat trotz großer Ambitionen keine zu großen Erwartungen gehabt. Alle angebotenen Bereiche werden gleichermaßen angenommen – was uns natürlich enorm freut, da ja die Ausrichtung erst mal ins leere geplant war und keiner vorab sagen konnte, ob die Vielschichtigkeit durchsichtig und vor allem interessant ist, für die Leute.
Eure erste 12-Inch steht vor der Tür, wann ist es endlich soweit und das Ding draußen? Und was ist sonst so bei Vary in Zukunft geplant?
Die erste eigene Platte ist schon lange in Planung, sollte aber aus verschiedenen Gründen noch nicht zur Eröffnung erscheinen. Durch die persönliche Verbindung zu den einzelnen Gästen kam es dazu, dass mancher Track noch mal getauscht wurde und neue Dinge dazu kamen. Wir haben da keinen großen Druck, weder uns selbst noch den Beteiligten gegenüber. Ich denke, das wichtigste ist, dass die Scheibe organisch entsteht – wann sie dann kommt, ist für mich eher sekundär.
Ansonsten pflegen wir unsere externe & inhouse Veranstaltungsreihe mit Gästen wie Ecke Prenz und dem Row Soundsystem inklusive Leskin, kümmern uns um die nächste Ausstellung im Laden und planen gerade den Sommer mit ein paar Sachen, die wir noch nicht benennen wollen, um noch die ein oder andere Überraschung parat zu haben.
Was hat es eigentlich mit der 72 in deinem Alias bei Instagram, Facebook und Co auf sich?
Da muss ich etwas weiter ausholen. In den Anfangstagen von Graffiti war es üblich, die Zahl der Straße, in der man gelebt hat, an seinen Namen zu schreiben, um die Gegend, aus der man kam, zu vertreten. Da es außerhalb der USA eher unüblich ist, Straßen Zahlen zuzuteilen, haben wir mit der Hausnummer vorlieb genommen, die der erste von uns mit einer eigenen Wohnung hatte, und in der wir immer abhingen. Das war dann der Name unserer ersten Crew. Später lernte ich ein paar Jungs kennen, die auch eine Zahl als Namen ihrer Crew hatten, und als sich einige aus beiden Lagern zusammen getan haben, addierten wir auch die Zahlen. Das Resultat war dann die 72, unter der wir gerappt und gemalt haben. Die 72 ist also ein Überbleibsel aus dieser Zeit.
Dein Style als Writer und Künstler verrät einen Faible fürs Arabeske – woher rührt der?
Die Ästhetik meiner Tags hat schon immer von der Optik einer Keilspitze gelebt und hat daher eine recht große Nähe zur traditionellen Kalligrafie. Anfangs unbewusst, später dann recht instrumentalisiert. Die tatsächlichen Anfänge der typografischen Weiterentwicklung gehen auf einen Ausflug nach Istanbul zurück, zu dem mir einer meiner besten Freunde eine Plakatfeder mitgebracht hatte. Die Symbiose aus den Eindrücken des Trips und dem Zugang zu dem neuen Werkzeug haben da definitiv mehr losgetreten, als man vorher hätte ahnen können.
Danke für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen, gab es vorab ein Konzept?
Danke für die Einladung dazu! Der Mix ist zu Hause entstanden und sollte ein bisschen Kontrast zu dem bieten, was man sonst bekommt, wenn man sich auf meiner Soundcloud-Seite herumtreibt. Die sonntäglichen Mixe dienen ja schon auch dazu, Songs zu spielen, die man im Club höchstens zum Warm-up zockt. Der Gastmix für euch zeigt jetzt, was tendenziell gespielt wird, wenn genug aufgewärmt wurde.
Wo kann man dich demnächst mal wieder auflegen hören?
5. März – OST XXX, Leipzig
19. März – Centrum Club, Erfurt
1. April – Kassabanca, Jena
2. April – XX Superkronik, Leipzig
16. April – Frau Korte, Erfurt
Tracklist
1. Intro – Kendrick Lamar
2. Eddie Kendricks – My People…Hold On
3. Mic Terror – Tell Your Friends (Remix)
4. Ras G – Loco
5. Oliver The 2nd – Gravity (ft. Isreal & Eugene Snow)
6. Twit One – Haltungsbrille
7. Mndsgn – Starving
8. DJ Rashad – Rollin’
9. Jeedo – Hood Tech
10. Kator – Get Stacked
11. Druguse – Hater Anthem
12. HADE + DWFL – Bosstune
13. Earl Sweatshirt – Whoa (ft. Tyler the Creator)
14. Adrian Quesada – Last Word feat Sonia Moore
15. Pusha T – F.I.F.A.
16. Oddisee – Fight Delays
17. Grooveman Spot – Iconoclast
18. M.E.D. – Rhymes With An L
19. House Shoes – Stomp
20. Step Brothers – Step Master
21. Strange U – Scarlet Jungle
22. Black Milk – Sonny Jr. / Dreams (ft. Robert Glasper & Dwele)
Skor Rokswell kann man bei Soundcloud, Facebook und Instagram folgen.
Foto: vanRAW (2)