Es gibt so ein Dutzend Mixe, die mich in den ersten Jahren, in denen House für mich entdeckt habe, unglaublich geprägt haben. Die ich etliche Male gehört und inzwischen teils komplett nachgekauft habe. Sie stammen von Leuten wie Just (von The Smallpeople), Eli Verveine, Henning Renken oder eben Timnah Sommerfeldt. Ihr Mix für Electronic Beats brachte 2009 alles unter einen Hut, was ich noch heute an House so liebe: Tiefe, Funk sowie ein wohl portioniertes Maß an Vocals und Drama. Durch sie kaufte ich meine erste Mood II Swing 12-Inch, stieg immer tiefer in den Omar S-Backkatalog ein und lernte meine Philpot- und Workshop-Platten noch mehr zu schätzen.
Seitdem ist Timnah irgendwie immer da und auch immer wieder in meiner Playlist. Sei es mit einem ihrer Mixes, die von HipHop über Dub bis House und Techno reichen, oder mit den Home Radio Sessions, welche die Baslerin zusammen mit Garçon und Gästen wie Ben UFO, Christopher Rau oder Princess P einmal im Monat via Mixlr auf Radio Ghost Town über den digitalen Äther schickt. Schon länger auf unserem Schirm, hat Timnah nun zudem endlich einen Ashorecast aufgenommen und obendrauf ein paar Fragen rund um ihre Radioshow, ihre eigenen Releases auf Enterbt und Balance Alliance, die stilistische Bandbreite ihrer DJ-Mixe und ihre neue Partyreihe “Cosmic Theory” beantwortet.
Timnah, in deiner Show Home auf Ghost Town Radio laden Garçon und du einmal pro Monat Gäste für ein DJ-Set ein. Gibt es nach über 30 Shows auch schon mal Engpässe bei der DJ-Wahl, ohne dass man jemanden doppelt einlädt? Oder bietet Basel selbst ohne Gäste von außerhalb an sich genug Potenzial?
Die Idee war von Anfang an nicht nur auf den Raum Basel fokussiert. Wir haben schon früh DJs aus der ganzen Schweiz eingeladen. Erst später, nach dem Umzug vom Kölner Radio Mülgrime zum selbständigen Stream mit Radio Ghost Town, sind wir dann zeitlich noch flexibler geworden und haben auch internationale Acts angefragt. Es gibt aber überraschenderweise doch immer noch einen Künstler aus Basel, den wir noch nicht gebucht haben. Es kommen ja auch immer wieder neue dazu, was toll ist!
Hast du über Home hinaus irgendwelche Erfahrungen in Sachen Radio oder andere Shows in der Mache, vielleicht auch mit Moderation? Und was hörst du selbst gerne an anderen Radioshows?
Nein, eigentlich gar keine. Wir haben beide mit der Art von Streaming von null angefangen. Obwohl Garçon vor der Home-Sendung auf Radio X Basel eine Sendung mit Freunden gemacht hat, er hatte also mehr Erfahrung als ich diesbezüglich. Was ich regelmässig einschalte, sind die L’Oreille Offenbach Shows auf loof.tv und die Sunday Sessions von Skor72 aus Leipzig.
Was bei deinen Mixen auffällt, ist ihre stilistische Bandbreite, die von HipHop über House bis Dubstep reicht. Womit und wann hat die Passion für die Musik und das Auflegen bei dir begonnen? Und kaufst du heute querbeet oder für welchen Stil geht am meisten Kohle drauf?
Recht früh schon. Meine Eltern und mein großer Bruder haben schon sehr viel dazu beigetragen. Mit HipHop hat für mich alles angefangen, darum ist er auch immer noch sehr präsent und wichtig für mich. Ich bin kein DJ, der HipHop öffentlich auflegt, aber es ist dennoch etwas, was ich für mich persönlich mache und auch brauche, sozusagen mein persönlicher Egospaß. Dub und Dubstep und das alles kommt deutlich von meinem Bruder, der sich sehr mit dieser Musik auseinander gesetzt hat. Er hat ein Soundsystem gebaut, was super schön klingt, wenn ich das hier mal so sagen darf. Ich gehe auch regelmäßig auf seine Veranstaltungen. Platten kaufe ich schon mehrheitlich solche, die ich auch im club auflege. Aber ich bin natürlich immer noch anderweitig am Durchhören und Kaufen.
Von 2010 bis 2012 erschienen ein paar deiner Tracks auf Labels wie Enterbst, Balance Alliance und Prized, doch seitdem ist es eher still um deine eigenen Produktionen geworden. Woran liegt das und wird es bald wieder Musik von dir zu hören geben?
Diese Frage wird mir im Moment häufig gestellt. Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Vielleicht war es damals den Verlust meiner externen Festplatte mit allem drauf (no backup) und fast gleichzeitig Laptopcrash. Oder doch aus Faulheit und zu viel anderem im Kopf. Die Lust aufs Musikmachen ist eigentlich immer da, darum denke ich auch, dass ich mich irgendwann wieder damit auseinander setze.
Danke für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen, gab es eine Idee dazu?
Ja, gerne doch! Der mix hab ich zu Hause aufgenommen. Ist schon etwas her, da er ursprünglich für eine Podcast-Reihe in Frankreich gedacht war. Die Seite hat aber in der Zwischenzeit dicht gemacht und der Mix war ja trotzdem da. Wäre ja schade gewesen, darum hat das gerade gut gepasst mit euch. Er ist einer meiner ersten, den ich auf dem Rane MP2015 gespielt habe.
Wo kann man dich demnächst mal wieder auflegen hören? Und was bringt 2016 sonst so alles für dich?
Vor allem in Basel. Im April bin ich wieder in Straßburg und Stockholm. Dort spiele ich in einem neuen Club, den ein Freund jetzt kürzlich eröffnet hat. Bin sehr gespannt und freu mich sehr. Sonst plane ich weiter die Serie Cosmic Theory, die ich mit Cepheì zusammen mache und die jetzt neu ab Mai in der Kaschemme stattfindet, und natürlich die Home-Sendungen mit Garçon, was auch immer was zu tun gibt.
Tracklist
Mit Tracks von Baaz, Untidy, Manuel Fischer (Oskar Offermann Remix), Blackhall & Bookless (Mike Dehnert Remix), Sven Weisemann und vielen mehr.
Timnah Sommerfeldt kann man bei Soundcloud, Facebook und Resident Advisor folgen.