Einen DJ’s DJ nennt man für gewöhnlich den Lieblings-DJ deines Lieblings-DJs. Oder anders: Einen in der breiten Masse eher unbekannten Local, dessen Name unter Auskennern und Bescheidwissern aber immer wieder die Runde macht. Radio-Hosts, Veranstalter, Residents, nicht selten ohne eigenes Release, immer aber mit reichlich Talent und Wissen an den Decks unterwegs. So wie JM Moser aus Berlin. Auf BCR ist er einmal die Woche mit seiner Show Brown Rice Radio zu hören, wo er stilsicher alles mögliche von Ambient über Dub bis House und Techno selektiert und mixt. Im Club richtig umgehauen hat er mich zuletzt mit seinem Warm-up zur PAN-Labelnacht im Berghain. Das ging zwar nur knapp eine Stunde, doch ich hätte nur allzu gerne noch ein oder zwei mehr gehört.
Mehr als genug Gründe also, um Johannes ein paar Fragen zu seiner Radio Show, seinen unterschiedlichen Einflüssen, die Auslands-Gigs der jüngsten Zeit und vieles mehr zu stellen. Und natürlich nach einem Mix für unsere Ashorecast-Reihe, welcher weniger clubby, sondern vielmehr ambient ausgefallen ist. Eine Tracklist dazu gibt es leider nicht, doch Fragen nach bestimmten Stücken werden gerne beantwortet – also nur her damit!
Johannes, hört man sich deine DJ-Sets, Podcasts und Radioshows an, merkt man schnell, dass bei dir musikalisch so einiges geht: von Ambient über Dub hin zu Jazz bis Techno, House und all das. Wie bist du eigentlich zum Auflegen gekommen und womit hat es musikalisch bei dir begonnen?
Musik war schon immer mein Ding und konsequenterweise hab ich dann als Teenager angefangen, mich damit auch aktiv zu beschäftigen. Allerdings gab’s dort, wo ich aufwuchs, keine Clubkultur oder ähnliches – ich hatte damals in “Punk-Bands” gespielt. Nebenbei habe ich mich aber auch immer für HipHop interessiert – und angefangen meine ersten Platten zu kaufen. Diese Einflüsse kann man auch immer wieder in meiner Radio Show hören. Ich war in meinem Freundeskreis immer der, der ständig neue Musik aus allen möglichen Genres anschleppte. Eben HipHop, (Post) Punk und Hardcore, Jazz, Funk, Krautrock, alles mögliche. Mein Instrument war der Bass – der Groove war für mich immer das wichtigste. Da hat DJing plötzlich einfach Sinn gemacht, als ich nach Berlin kam und anfing in Clubs zu gehen. Klassische Story. Viel Musik, die ich schon damals gut fand, zum Beispiel No-Wave-Zeug wie Liquid Liquid, kann man ja auch super in den Dance- Kontext übertragen, beziehungsweise war von Disco beeinflusst oder hat später House und Techno beeinflusst, also hat sich hier der Kreis für mich geschlossen. Anfänglich war ich dann auch vor allem an Disco (im weitesten Sinne) interessiert und habe dann so Stück für Stück zu House und Techno und all diesen Genres, die drumherum schwirren, gefunden.
Mit Brown Rice Radio bist du jeden Mittwoch auf BCR zu hören. Stilistisch passiert da extrem viel, hast du dennoch ein grobes Konzept? Wie wählst du deine Gäste aus und wie kommst du auf Ideen wie die zum Videogame Special?
Das Format meiner Radio Show ist ja “Freeform”, also setze ich mir stilistisch eigentlich keine Grenzen; wobei aber ein großer Teil mehr oder weniger um Dance Music zirkelt. Ein richtiges Konzept gibt es also nicht. Was für Musik ich spiele, kommt meistens auf meine Tageslaune an. Ich versuche allerdings, die Tracks vorher so auszuwählen, dass sie gemeinsam irgendwie Sinn ergeben oder eine gewisse Stimmung eingefangen wird, auch wenn ich manchmal ziemlich zwischen den Stilen springe. Generell finde ich DJs super, die Ihre Tracks aus den unterschiedlichsten Genres ziehen, in einen neuen Kontext setzen und so Ihren eigenen Sound oder Vibe schaffen. Ich versuche auch immer viel neue Musik aus meinem Umfeld zu präsentieren, dafür ist eine Radio Show einfach ein perfektes Medium. Bei den Gästen läuft das ähnlich. Das sind normalerweise immer Leute, mit denen ich persönlich oder über das Internet in Kontakt bin. Ich habe früher viel an Videospielkonsolen gezockt – da hat die Musik mit Sicherheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als ich dann irgendwann auf einen Joey Beltram-Track gestoßen bin, der Teil des Soundtracks von Ghost In The Shell für die PS1 war – das habe ich damals rauf und runter gespielt – kam dann die Idee mit dem VG Special. Vieles, was ich so im Radio spiele – ob New Age/Ambient-Zeug oder Techno, Jungle und so weiter – klingt irgendwie sowieso nach Videospielmusik. (WipeOut !?!) Der Unterschied zu einer normalen Brown Rice Show war also gar nicht so groß.
Zuletzt warst du auch immer häufiger im Ausland als DJ unterwegs, zum Beispiel in Belgien, Holland, England oder Polen. Was waren deine Highlights?
Außerhalb Berlins zu spielen ist wirklich super aufregend und erfrischend. Die Möglichkeit zu reisen und in immer neuen Situationen zu spielen find ich super motivierend. Ich hoffe, da kommt noch mehr. Wirklich alle Gigs waren richtig cool, aber Highlights waren definitiv Aarhus, Dänemark mit der Regelbau Crew und die beiden Schottland Gigs in Glasgow und Edinburgh gemeinsam mit PLO Man und unserem Freund Fergus Clark. In Edinburgh hatte gegen Ende der Party einer in ‘ner Misfits-Jeansjacke gestagedived.
Vor einigen Monaten gab dir Hunee Props und auch sonst hat man das Gefühl, dass du so etwas wie ein DJ’s DJ bist. Wird’s beim Auflegen und Radio bleiben oder planst du auch selbst Tracks zu veröffentlichen oder ein Label zu starten?
Props von Hunee bedeutet natürlich sehr viel für mich, da Hunee definitiv eine große Inspiration und ein toller DJ/Produzent/Typ ist. Ein Label habe ich nicht in der Planung. Ich habe aber ein kleines Home Studio. Mal sehen, was da noch so kommt.
Vielen Danke für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen?
Zu Hause in meinem Wohnzimmer mit Plattenspielern. Danach habe ich das noch minimal ge-edited. Der Mix besteht zum größten Teil aus Ambient-Musik und anderem schwerelosen Zeug. Man kann, glaube ich, irgendwann mal hören, dass meine Katze auf den Tisch gesprungen ist.
Wo kann man dich demnächst mal wieder als DJ erleben?
Am 19. September für die Berlin Community Radio 2 Jahres BDay Party. Da spiele ich back2back mit meinem Kumpel Palms Trax.
Tracklist
1. Double Fantasy – Children Of The Universe
2. Jordan GCZ – Lushlyfe
3. Jaco Pastorius – Okonkole Y Trompa
4. Lifted – Mint
5. Din A Testbild – Tight Pants
6. Coatimundi – Prisoner Of My Principles (played at 33rpm)
7. Iasos (from Iasos: Celestial Soul Portrait)
8. Vendor Refill – Pendulum
9. Paki Zennaro & Gianni Visnadi – Migration
10. CC Not – [303 IMUX]
11. Kevin Shrieve – Transfer Station Blue
12. Sully – Blue (Dub)
13. Bataille Solaire
14. 林良憲* ムー婦人 (Madam Moo)
15. Vito Ricci
16. Oval – Textuell
JM Moser kann man auf Soundcloud und Twitter folgen.