Irgendwann habe ich aufgehört, zu zählen, wie oft HipHop eigentlich schon tot war und wieder gerettet wurde. Glaubt man diversen Auskennern, so waren für den letzteren Part seit etwa 2005 nicht selten Huss & Hodn mitverantwortlich. Auf ihrem Kölner Heimatlabel Entbs versieht das Duo laut dem Juice Magazin seitdem “klassischen BoomBap mit harten Drums und reichlich Samples (…), während MC Retrogott kompromiss- und schonungslos jeden wack MC an die Wand nagelt.” Doch auch solo macht Hulk Hodn aka Des Griffin aka Testiculo seit einigen Jahren als DJ, Solo-MPC-Wizard und Beatbastler für diverse andere Projekte von sich Reden. Dass er zudem House sammelt und spielt, war aber Anfang 2015 – zumindest für mich – erstmal neu. Ende vergangenen Jahres legte der Kölner unter seinem Hodini-Alias zusammen mit Nano Nansen und Glenn Astro im Farbfernseher auf, und schon dort gab es neben Soul, Funk und Rap eben auch Four-to-the-Floor-House zu hören. Toll zu sehen, was da seit einigen Monaten für Brücken zwischen House und HipHop, zwischen Berlin und Köln gebaut werden. Twit Uno im Boiler Room, Hodini im Farbfernseher, Ava, Damiano von Erckert, Fluid Soul Radio, Max Graef und Co zu Gast bei Radio Love Love.
Wir fragten einmal bei Hodini selbst nach, was uns da in Zukunft noch alles erwartet, wann er seine Liebe zum House entdeckte, wie es mit Radio Love Love weitergeht und vieles mehr. Obendrauf gibt es einen einstündigen Ashorecast von ihm zu hören, der mit Klassikern von Fela Kuti, Azimuth oder Roy Ayers sowie Housetracks von Mike Huckaby und Norma Jean Bell um die Ecke kommt. Natürlich dürfen auch Damiano von Eckert, Glenn Astro sowie IMRMYND nicht fehlen, und heraus kommt ein fluffiger Ritt von Soul über Funk bis hin zu, genau, House!
Ende März erschien die Tony Travolta 01 von Damiano von Erckert und dir. Damiano kannte man schon vorher durch seine House-Releases, du hast dich irgendwie erst in den vergangenen Monaten (öffentlich) dem House genährt, wie kam es dazu?
Naja, da ich mich auch durch das Projekt Radio Love Love in ständigem musikalischem Austausch befinde, was neue und alte Musik angeht, bin ich dann irgendwann automatisch über Disco und Co beim House angekommen.
Sehr gefallen hat mir dein Random Mix 4/1/15 mit Tracks von Glenn Astro, Moodymann, Leon Vynehall oder MCDE. Hast du solchen Kram schon länger auf dem Schirm oder hast du da erst in letzter Zeit ein paar Sachen nachgeholt? Und was sind aktuell so deine Favoriten unter den House-Produzenten?
Das hat sich alles so in den letzten vier bis fünf Jahren angesammelt. So Leute wie Moodymann, Andrés und so weiter hatte ich dann schon etwas länger auf dem Schirm, aber irgendwann fing ich an, mich mehr mit dem Genre zu befassen. Aktuell finde ich zum Beispiel Uffe sehr dope.
Ohnehin bist du als DJ sehr vielseitig unterwegs, gibt es Länder und Genres, in denen du gerne bald mal tiefer diggen würdest, oder hast du das Gefühl, so langsam alles abgegrast zu haben?
Ich denke, man kann nie alles abgegrast haben. Es gibt so viel guten Shit zu entdecken, da reichen zwei Ohren gar nicht aus. Eine spezielle Richtung habe ich da jetzt nicht auf dem Radar, sondern lass es einfach auf mich zukommen.
Seit einiger Zeit gibt so eine Art sehr fruchtbare Berlin-Köln-Connection, die sich nicht nur in gemeinsamen DJ-Gigs äußert, sondern auch in gemeinsamen Releases. Wie kam diese Verbindung zustande und kann man bei dir auch mit Zusammenarbeiten mit House-Heads aus anderen Städten rechnen?
Max Graef und Nano Nansen hab ich über Damiano (von Eckert) kennengelernt, die haben mich dann nach Berlin eingeladen, wo ich Glenn Astro und die ganzen Box-aus-Holz-Dudes getroffen habe. Irgendwie stimmt da die Chemie. Ich mag deren rudimentäre Herangehensweise, was das Musikmachen angeht. Mit Glenn hab ich dann auch direkt zusammen Sounds hin und her geschickt und ein paar Tracks zusammengeschustert. Darüber hinaus gibt es da schon diversen Austausch, zum Beispiel mit Pusic Records aus Innsbruck, für die ich einen Remix gemacht habe, oder Moomin, auf dessen Label Closer ich auch voraussichtlich auf einer VÖ vertreten sein werde.
Seit 2009 bist du neben Twit One und einigen anderen auch Teil von Radio Love Love, und inzwischen seid ihr fast schon bei Episode 200 angelangt. Was war der Anstoß für Radio Love Love und denkst du, ihr werdet bei all euren Projekten auch in den nächsten Jahren dieses Tempo halten können?
Die Idee zu Radio Love Love kam von Twit. Da wir uns eh ständig getroffen und Platten gehört haben, haben wir die Sessions einfach aufgenommen und ins Netz gestellt. Das hat sich bis heute durchgesetzt. Wir versuchen aber gar kein Tempo zu halten, sondern machen’s einfach so, wie’s kommt, denke ich.
Vielen Dank für deinen Mix! Wie hast du die Tracks dafür ausgewählt und hattest du ein bestimmtes Konzept dazu im Kopf?
Gerne! Es gab nicht wirklich ein Konzept. Ich habe mir ‘nen Kaffee gemacht und einfach angefangen, haha.
Was steht in der Zukunft bei dir an? Kannst du schon irgendwelche Releases für die kommenden Monate verraten, neuer Hodini-Kram vielleicht?
Hodini-Kram wird’s auf jeden Fall geben. Es kommt zum Beispiel eine EP auf Money $ex Records und ‘ne EP auf Damiano von Erckerts AVA-Label. Und natürlich kommt noch ein neues Retrogott und Hulkhodn Album, auf das ich mich sehr freue.
Tracklist
1. Les Mccan – Soaring
2. Deodato – Crabwalk
3. Azimuth – Estrada Dos Deuses
4. Silk Rhodes – Personal Use
5. Yeah – The Challenge
6. Franke & Son – Akazien Lurch
7. IMRMYND – Igor
8. Mike Huckaby – Luv Time
9. Norma Jean Bell – Feel What I Feel
10. Fela Kuti – Palm Wine Sound
11. James Mason – Free
12. Grupos Los Yoyi – El Fino
13. Roy Ayers – Red, Black & Green
14. Mo Kolours – Sega Chuckle
15. Uffe – Like U Mean It
16. Al Dobson Jr. – Live At Central Hotel
17. Damiano von Erckert – House´em 2.0
18. Glenn Astro – One For Viktor
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