Perm, so heißt nicht nur die östlichste Millionenstadt Europas, sondern auch der gleichnamige Produzent und DJ aus Leipzig. Aufgewachsen im „bayrischen Obrigkeitsstaat“ hat er inzwischen in der Messestadt Fuß gefasst, ist Resident im IfZ-Club, ein Teil von DUR-Records und veröffentlichte bereits auf Kann Records, Nachtdigital sowie bald auch Shtum Tracks zwischen trippigem Düstertechno und Weit-Draußen-Electro mitsamt Achtziger-Anleihen. Wir sprachen mit Perm über das einjährige IfZ-Jubiläum, was demnächst bei DUR-Records passiert, sein Live-Projekt Pandt zusammen mit Talski und einiges mehr. Obendrauf nahm Perm für uns einen knapp einstündigen Ashorecast mit Tracks von The Exaltics, Andy Stott, Dave Clarke, Untold und natürlich ihm selbst im IfZ auf, der nicht nur äußerst vielseitig, sondern vor allem auch verdammt gut geworden ist.
Dieser Tage feiert das IfZ in Leipzig sein einjähriges Club-Jubiläum. Du warst als Resident von Anfang an dabei, wie hast du die vergangenen zwölf Monate erlebt? Gibt es Momente, an die du dich besonders gerne erinnerst?
Es war schön zu sehen, wie aus dieser Idee und der Tatkraft vieler Freunde und Bekannte aus der Baustelle langsam der Club wurde. Bis zum Tag vor der Eröffnung konnte ich mir noch nicht so richtig vorstellen, wie am Tag danach dort eine Veranstaltung laufen soll, war dann aber positiv überrascht. Ich glaube, die ganzen Leute mussten während des Jahres feststellen, dass manche Sachen vielleicht nicht so funktionieren, wie es ursprünglich gedacht war, und man ja dann doch zum Beispiel ein Booking machen möchte, das uns gefällt, aber auch schauen muss, dass der Club hin und wieder voll ist. Ich glaube, dieser Spagat gelingt von Zeit zu Zeit auch immer besser – vielleicht ist so eine Art Club/Booking auch was neues für Leipzig und das Publikum muss sich auch noch daran gewöhnen. Besonders gerne erinnere ich mich an das Eröffnungswochenende. Da konnte ich richtig die Erleichterung der vielen Helfer spüren, auch wie die Anspannung fiel. Schön fand ich auch den Austausch mit dem ://about blank.
Aufgewachsen bist du im „bayrischen Obrigkeitsstaat“, wie es in deiner Bio heißt. Wann und wieso hat es dich nach Leipzig verschlagen? Und wie fandest du in München/Augsburg zu Techno, House und Acid?
Vor knapp fünf Jahren bin ich mit meiner damaligen Freundin zum Studieren nach Leipzig gezogen. Das mit der Musik kam nach und nach. Erst habe ich Sachen wie Autechre gehört und darüber meine Berührungsängste zur elektronischen Musik verloren. Nach ein paar Cluberlebnissen bin ich dann irgendwie bei Deep House und so dubbigem House gelandet. Und mit der Zeit habe ich dann immer mehr gefallen an Techno/Acid/Electro gefunden.
Ich habe gelesen, dass du lange Zeit viel Crust- und Hardcore gehört hast – würdest du sagen, diese Musik hat auch heute noch Einfluss auf deine Produktionen beziehungsweise deine Live- und DJ-Sets?
Puh, schwer zu sagen! Bewusst sind mir die Einflüsse jetzt nicht wirklich, wenn ich darüber nachdenke, fällt mir da jetzt auch nichts groß auf. Beim Crust-/Hardcore mag ich teilweise die Intensität und die „Bewegung“ – diese finde ich für mich auch in Techno/House Musik wieder – vielleicht auch die Einfachheit.
Zusammen mit Niklas Kraft alias Talski bildest du das Duo Pandt. Wie kam es dazu, und ist Pandt mehr als Live-Projekt angelegt oder plant ihr auch gemeinsame Releases?
Bevor wir uns kannten, hatten wir schon einen sich überlappenden Freundeskreis. Irgendwann bei einer Veranstaltung im Conne Island kamen wir ins Gespräch und hatten uns auf anhieb gut verstanden. Dabei kam Niklas auf die Idee, dass wir uns mal zum gemeinsamen Musizieren treffen müssen. Nach dem ersten Treffen waren wir uns sicher, öfter zusammen Musik zu machen und auftreten zu wollen. Wir haben schon vor, früher oder später was zu releasen, wahrscheinlich auf DUR, sind aber gerade noch zu sehr mit verschiedenen eigenen Projekten beschäftigt.
Wo du es ansprichst: Seit kurzem gibt es mit DUR Records ein neues Label aus Leipzig – und du bist daran beteiligt, kümmerst dich um „verschiedene organisatorische Bereiche, wie z. B. Promo und Vertriebsangelegenheiten“ (frohfroh). Wie kamt ihr auf die Idee, das Label zu gründen und welchen Sound verfolgt ihr damit?
Die Idee zu dem Label hatte Niklas und Paul (Emrauh) schon lange bevor wir uns kannten. Sie hatten dann auch schon die Tracks für die DUR001 schon zusammen. Niklas fragte mich, ob ich ihm bei den Organisatorischen Sachen helfen könnte. Da mir die Idee zu dem Label gut gefallen hat, freute ich mich sehr, die beiden bei ihrem Projekt unterstützen zu können. Auf DUR wollen wir uns auf Techno/Ambient abseits des Peaktime-Geballers konzentrieren.
Du bist einer der drei Produzenten hinter der Mini Royal MR01, ein nicht mehr nur lokaler Leipziger Hit, der eher spontan entstanden, aber auf Vinyl heiß begehrt ist. Wird es eine Neuauflage oder zumindest irgendwann neue Produktionen von euch drei zu hören geben?
Ein Repress ist nicht geplant. Aber wir hatten schonmal die Überlegung, was neues zu machen, das kam uns dann aber bei einem Versuch zu gezwungen vor. Jetzt haben wir beschlossen, nichts neues zu machen, bis wir wieder so eine schöne Situation wie bei der ersten Platte haben.
Vielen Dank für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen und gab es eine bestimmte Idee dazu?
Den Mix habe ich nachmittags im IfZ aufgenommen. Ich habe einfach meine Plattenkäufe der vergangenen Monate durchgesehen und noch ein paar andere Platten, die ich gerade sehr mag, eingepackt und mit ihnen eine Stunde lang aufgelegt.
Wo kann man dich demnächst mal wieder live oder als DJ erleben?
Am 9. Mai spiele ich mit Pandt live im IfZ neben Yuka, Deepbass und N.Akin, da freue ich mich schon sehr drauf, da wir schon seit der Eröffnung nicht mehr zusammen dort gespielt haben.
Worauf können wir uns in naher Zukunft von dir und/oder Dur Records freuen?
Den Pressauftrag für die DUR002 habe ich vergangene Woche abgeschickt, sie wird eine Talski/Perm-Split mit jeweils einem Track und in etwa zwei Monaten müsste dann meine erste EP auf Shtum erscheinen.
Tracklist
1. Zum Goldenen Schwarm – Weltentor – Forum
2. Andy Stott – Bad Landing – Modern Love
3. //no – Untitled B – SUB
4. Donor / Truss – Ash 3 – M_Rec Ltd.
5. The Exaltics – Escape 2 – Panzerkreuzer Records
6. Perm – Untitled B2 – Shtum
7. Realmz – Metamorphic – Sonic Groove
8. Untold – Phive – Hemlock Black
9. Hidden Criterion Of Truth – Truther (Sawlin Edit)
10. Phil Moffa – Magnetic – The Corner
11. Dungeon Acid – Tiger Claw – Börft Rec.
12. Dave Clarke – Zeno Xero – Bush
Perm kann man auf Facebook, Soundcloud, Twitter oder Resident Advisor folgen.