Wer in Berlin auf Dubstep, Bassmusik oder Artverwandtes steht, kennt Uta vermutlich seit Jahren. Seit 2005 legt sie nicht nur auf, sondern pusht ihre liebsten Künstler und Tracks auch als Partyveranstalterin und Moderatorin beim ehemaligen Piratensender TwenFM. Wir sprachen mit Uta über ihre Anfänge hinter den Decks, warum sie Piratensender liebt, ihre Veranstaltungsreihe Rec Room im Berliner Club Ohm und vieles mehr. Obendrauf gibt es einen grandiosen Ashorecast von ihr zu hören, der unter anderem mit Tracks von Beneath, Tessela, Mumdance, Digital Mystikz und Kode 9 um die Ecke kommt – volle Breitseite UK also, ab dafür!
Uta, seit wann legst du auf, machst Radio und organisierst Partys? Und was hält dich immer noch neugierig?
Ich lege offiziell seit 2005 auf. Inspiriert wurde ich durch meinen damaligen Freund, der professionell aufgelegt und produziert hat. Immer wenn er unterwegs war, bin ich in sein Studio gegangen und habe die Turntables ausprobiert und versucht, meine kleine Plattensammlung zu mixen. Meine ersten Auftritte hatte ich bei der Partyreihe “Time Warp” die mein damaliger Schulkollege Adam Port im Kinzo Club veranstaltet hat. Es war eher ein Ausprobieren und ein “wie klingen meine Platten auf einem Soundsystem im Club”. Das Ganze hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich später mit meiner Freundin Denise ein DJ-Team ins Leben rief. Das Radio kam dann erst 2010. Ich war anfänglich für das Booking beziehunsweise Programm von TwenFM zuständig, kurze Zeit später bekam ich dann einen eigenen Slot und so kam es, dass ich auf einmal meine Show hatte – bäm!
Dank meines Radiokollegen Robert Lischke, der aus meiner Sicht die beste Show (“Street Beats”) bei TwenFM gehostet hat, hat sich mein Musikgeschmack entscheidend erweitert. Robert hatte damals Künstler und Labels wie zum Beispiel Loefah, Orson, Hops, Slaughter Mob, Objekt, Hidden Hawaii, Freak Camp, Jahtari oder Appleblim mit ins Studio gebracht und ich bin vor Freude ausgeflippt, haha. Das hielt und hält mich neugierig – immer auf der Suche nach Musik und Bewegung. Ich habe für mich in den letzten Jahren bemerkt, dass ich keinen straighten Sound in meinen Sets spielen möchte, sondern meinem musikalischen Empfinden freien Lauf lassen will, sprich, verschiedene Musikstile miteinander verbinden möchte.
Du hast bis vor kurzem regelmäßig beim Berliner Sender TwenFM eine eigene Sendung moderiert. Was hat sich heute für dich persönlich gegenüber den Jahren als TwenFM noch ein Piratensender war geändert?
Ich habe bis Anfang des Jahres regelmäßig meine eigene Sendung bei TwenFM moderiert. Momentan pausiere ich gerade ein bisschen, trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass ich wieder hinter dem Mikrofon stehen werde. TwenFM war früher, so ab 1997, ein Piratensender, der auf UKW gesendet hat, was ihn für mich sehr interessant machte. Denn in der deutschen Medienlandschaft sind Piratensender immer eine Randerscheinung gewesen. Anders als zum Beispiel in London, wo Piratensender auch heute noch kaum wegzudenken und ein fester Bestandteil des Nachtlebens sind. Im Grunde genommen war es für TwenFM damals schon relativ einfach, Radio zu machen. Alles, was man brauchte, waren Sender, Antenne, Plattenspieler, DJ-Mixer, Mischpult, Mikrofon und los ging es. Die DJs trafen sich vor den Clubnächten in wechselnden Locations (meistens Wohnungen) und spielten ihre Sets. Die Antenne wurde dann auf dem Dach der jeweiligen Location angebracht. Ein Piratensender ist für mich immer noch faszinierend , es steckt ein gewisse Illegalität dahinter, der Reiz des Verbotenen.
Die Veränderung kam dann später unter anderem durch das Internet und als TwenFM 2005 dann eine Lizenz für eine legale UKW-Frequenz hatte, damals rund um die Uhr. Es ist für den Sender einfacher geworden, man hat eine Lizenz und kann praktisch das machen, was man vorher gemacht hat und muss keine Angst haben, aufzufliegen. Von Vorteil ist natürlich, dass man somit in der Öffentlichkeit auftreten konnte und dank sozialer Medien auch Leute ausserhalb von Berlin erreicht hat. Ich persönlich wünsche mir trotzdem, dass auch die Piraten mehr Nachwuchs haben.
Mit Rec Room veranstaltest du derzeit regelmäßig im Ohm eine eigene Partyreihe. Welche Idee verfolgst du damit und bist du mit den bisherigen Nächten zufrieden?
Rec Room, das sind Alex von den Sick Girls, Sarah Farina und ich. Durch die Musik haben wir zueinander gefunden und darüber hinaus festgestellt, dass wir uns auch auf anderen Gebieten sehr ähnlich sind. Wir hatten einfach Lust, unsere Musik in einer kleinen, gemütlichen Location in Berlin zu spielen, Freunde einzuladen beziehungsweise auf Leute zu treffen, die Musik genauso lieben wie wir. Bei Rec Room ist es uns sehr wichtig, eine gute Zeit zu haben und unprätentiös aufzutreten, denn der Fokus ist und bleibt Musik, die uns alle verbindet. Das haben wir bisher ganz gut geschafft, denke ich. Die Zusammenarbeit mit Alex und Sarah ist unkompliziert, macht großen Spaß und wird von uns auch nicht als “Arbeit” gesehen.
Arbeitest du auch an eigener Musik und wird es da bald etwas zu hören geben?
Ich sehe mich in erster Linie als DJ, trotzdem bin ich dabei, ein wenig an eigener Musik zu basteln und mich auszuprobieren. Für ein eigenes Release, mit dem ich dann letztendlich zufrieden bin, braucht es noch ein bisschen. Dennoch habe ich mir dies zum Ziel gesetzt und es ist für mich an der Zeit, die Inspirationen der letzten Jahre in eigene Musik umzusetzen.
Vielen Dank für deinen Mix! Wie und wo hast du ihn aufgenommen, gab es eine bestimmte Idee dazu und wie unterscheidet er sich eventuell von deinen sonstigen Sets?
Gerne! Ich habe den Mix in meinem kleinen Musikzimmer, welches einen direkten Blick auf das Leben des hinteren Teil der Wrangelstrasse hat, aufgenommen. Die Idee war, dass ich Platten verwende, die mich an dem Tag der Aufnahme besonders beherzigen. Der Mix weist keine einheitliche Stilrichtung auf und ist unbewusst in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert. Das letzte Stück (“Die Nacht”) ist ein klassisches Musikstück von Richard Strauss und wurde von Anna-Katharina Hilpert gesungen.
Wo kann man dich demnächst mal wieder auflegen hören?
07.09.14 Blank Generation at About Blank, Berlin
12.09.14 Kosmonaut, Berlin
13.09.14 Rec Room at Ohm, Berlin
25.10.14 Rec Room at Ohm, Berlin
Tracklist
1. Appleblim & Peverelist – Over Here (Skull Disco)
2. Digital Mystikz – Return 2 Space (Deep Medi Musik)
3. Orson – Madness (Version)
4. Deadbeat ft. Paul St. Hilaire – Under Cover (Blkrtz)
5. Kode 9 – Xingfu Lu (Helix Remix) (Hyperdub)
6. Zed Bias – The Cauldron Instrumetal (Sidestepper)
7. Funkbias – Heaven Sent (Swamp 81)
8. Brackles – Spider (Rinse)
9. Beneath – Wip (Berceuse Heroique)
10. Tessela – Helter Skelter (Poly Kicks)
11. Roska – Tomorrow Is Today (Rinse)
12. Falty DL – Power (Swamp 81)
12. Acre – Northern Shadows (Cold Recordings)
13. Mumdance – Take Time (Instr.) (Rinse)
14. Anna-Katharina Hilpert – Nacht (no Label)
Uta kann man auf Soundcloud, Facebook, Twitter oder Resident Advisor folgen.