Im Soundcloud-Profil des Labels Lofile Records steht als Ort noch immer Bayreuth, dabei hat es die beiden Gründer inzwischen nach Berlin verschlagen. Einer von ihnen ist Dirk Puchta alias Marbod, den ich erst vor wenigen Wochen persönlich im Ohm (Ex-Shift) kennenlernte. Gemeinsam mit Reilg alias Thome Thomp hob Marbod 2012 Lofile aus der Taufe, worauf bislang neben Solo-EPs der beiden Betreiber auch Remixe und Tracks von unter anderen Johannes Albert, Tilman Tausendfreund oder Edward erschienen. Doch Marbod ist nicht nur Produzent, sondern auch leidenschaftlicher DJ mit stets sicherer Selektion – also zögerten wir nicht lange, ihn um einen Beitrag zu unserer Ashorecast-Reihe zu bitten. Entstanden ist ein tolles Houseset zwischen deep und experimentell mit Tracks von Kim Brown, Joey Anderson, Legowelt und vielen mehr. Außerdem sprachen wir mit Marbod über seine Musik, Lofile und sein neuestes Projekt: ein Café in Kreuzberg.
Dirk, 2013 erschien deine erste Solo-EP, inzwischen folgte zudem ein Track auf einer Various-Artist-EP. Wie lange produzierst du schon und was kam zuerst, das Auflegen oder die Arbeit an eigenen Tracks?
Primär war ich eigentlich immer eher der Plattensammler und Musiker als DJ. Wobei die 1210er im Hause Puchta und die zahlreichen Techno- und Houseplatten des großen Bruders aus den Neunzigern dann auch den kleinen Bruder immer mehr zunehmend faszinierten. Ich spielte in zahlreichen Punk- und New-Wave-Bands Gitarre, quirlte an Synthesizern herum und hörte nebenher immer Techno und HipHop. Wo meine Leidenschaft und Interesse zu jeglicher Art von elektronischer Musik mich dann natürlich auch packte, auch mal in andere Sphären einzutauchen und musikalisch zu experimentieren. Wie in dem Falle Techno und House und die frühe Liebe für Krautiges – bis hin zu absurdem Ravezeugs.
Wie würdest du deinen eigenen Sound als DJ und Produzent beschreiben, was ist dir auf beiden Feldern jeweils wichtig?
Ich würde mich ungern festlegen wollen in einem bestimmten Sound, beim Auflegen wie auch beim Produzieren. Es sollte in erster Linie um die Freude an der Musik mit all ihren Facetten gehen, und wie man sie aufnimmt und verarbeitet. Einfach den Ein oder Anderen irgendwie zu erreichen und ihm eine musikalische Untermalung bieten zu dürfen, im Club oder wo auch immer er/sie die Musik konsumiert, ist doch das eigentlich Großartige. Beim Produzieren gehe ich auch nie mit einem bestimmten Gedanken oder einer Vorstellung an einen Track heran. It is, was passiert… Das kann auch mal bei einem meiner DJ-Sets passieren.
Eigentlich stammst du aus Bayreuth, lebst aber inzwischen in Berlin. Was hat dich in die Hauptstadt verschlagen?
Die Liebe und diverse andere Projekte.
Gemeinsam mit Frank Glier (Reilg alias Thome Thomp) betreibst du seit 2012 das Label Lofile. Wie kam es dazu und was ist euer Ziel mit dem Label?
Mit Frank, der aus Kronach stammt, habe ich einfach den perfekten Gegenpart zu mir gefunden. Wir lernten uns auf einer Party, wo ich mal aufgelegt hatte, kennen. Und wir merkten einfach, dass wir menschlich und musikalisch auf der gleichen Welle schwimmen. Ab da an versuchten wir, unsere Philosophie von Musik mit gemeinsamen Partys an den Mann/Frau zu bringen. Was wir dann auch taten. Somit war uns auch schnell klar, dieses Gefühl und unsere Philosophie von elektronischer Musik auch einfach auf Rille pressen zu lassen. Das Ziel und Anliegen mit Lofile ist schlicht und simpel: Musik von Freunden für Freunde und neue Freunde gewinnen.
Wie entscheidet ihr, was bei Lofile erscheint?
Was uns immer wichtig war und ist, ist, dass sich eine gewisse Linie bei Lofile durch die Releases zieht. Doch sind wir stets offen für Neues, besser gesagt auch auf der Suche danach. Die Musik muss uns irgendwie einfach catchen. Für uns ist es das Schönste mit Leuten zusammen zu arbeiten, die wir musikalisch und vor allem menschlich schätzen.
Ich habe gehört, dass du bald auch eine Bar eröffnen möchtest – kannst du dazu schon etwas verraten?
Die Bar, die in erster Linie auch eher ein Café ist, wird in Kreuzberg in der Graefestraße sein. Betrieben wird das ganze ebenfalls von meinem Bruder im Geiste, Frank Glier, und mir. Der Grundgedanke ist es, qualitativ hochwertigen Kaffee, Musik und Kunst in einen Kontext zu bringen – an einem Ort, der den Alltag entschleunigen soll, Körper und Geist eine kleine Auszeit gönnt und zu neuen Inspirationen anregt. Hauptaugenmerk wird auf Filterkaffee und Espresso gelenkt, der von kleinen europäischen Röstereien bezogen und größtenteils Fair-Trade gehandelt wird. Zudem wird es kleine Speisen zur Mittagszeit geben, sowie Kuchen und zur Abendzeit ausgewählte Cocktails. Geplant sind gelegentliche Veranstaltungen (tagsüber und in den Abend hinein), bei denen ausgewählte DJs und Musiker das Publikum mit ihrer Musik begeistern. Denkbar sind ebenfalls kleinere Vernissagen von Künstlern, die ihre Projekte, Bilder und Installationen vorstellen.
Vielen Dank für deinen Mix, wo und wie hast du ihn aufgenommen – und gab es ein bestimmtes Konzept oder eine Idee dazu?
Aufgenommen wurde er bei mir zu Hause mit zwei Turntables, einem Mixer und einem iPhone als Aufnahmegerät, haha. Die Idee dazu war, einen Mix fürs Auto, zum Joggen, Lieben und einem Augenzwinkern auf den Club zu wagen.
Wo kann man dich demnächst auflegen hören und ist bald mit neuen Tracks oder sonstigen Veröffentlichungen von dir zu rechnen?
Am 25. April kann man mich zusammen mit Tristen und Thome Thomp in Nürnberg im Club Stereo hören und sehen. Und am 30. Mai im Stur in Münster. Ansonsten ist da ist einiges in der Pipeline, was wartet und kommt.
Tracklist
1. Joey Anderson – Attidude
2. Galcher Lustwerk – Put On
3. Kim Brown – I House You But I´ve Chosen Love
4. Bufiman – Momentum
5. Massimiliano Pagliara – JP4-808-P5-106-DEP5
6. Legowelt – What Time Is It
7. Greg Beato – Untitled A2
8. Tim Schumacher & Max Grothus – Gemischte Moods
9. Dynamo Dreesen feat. DJ Sotofett – Asis Part 1
10. Marbod – Interlude 2
11. Massimiliano Pagliara – A Wrong Chance (Tuff City Kids Remix)
Marbod kann man auf Facebook und Soundcloud folgen.