„Mehr Bass!“ fordert Daniel Fersch seit über sechs Jahren in seiner gleichnamigen Kolumne (die er sich inzwischen mit Jan alias Whatwhatwhat teilt) für das Groove-Magazin (um dessen Webseite er sich auch kümmert) und informiert darin über Neuerscheinungen und Trends zwischen Bassmusik, alter UK-Schule, Hardcore Continuum und allem, was die Boxen sonst noch ordentlich tieffrequent schnaufen lässt. Als Experte in Sachen Bass machte es sich auch unter seinem ehemaligen DJ-Alias Danny Bwoy und als Teil des FreakCamp-Kollektivs in Berlin einen Namen, hängte das Veranstalten von Partys jedoch schon vor einiger Zeit an den Nagel. Heute beobachtet er die Szene lieber als Autor, hat sich jedoch auch erst vor kurzem mit DEF ein neues DJ-Alias verpasst und wird hoffentlich bald wieder häufiger hinter den Decks zu finden sein.
Grund genug für uns also, Daniel nach seinem Gastauftritt bei Ashore-Radio vor knapp zwei Jahren nun nach einem neuen Beitrag zu unserer Ashorecast-Reihe zu fragen. Entstanden ist ein Mix aus 100% Vinyl, Tapes und selbstgemachten Field Recordings mit Tracks von unter anderen Bicep, Four Tet oder Special Request (komplette Künstlerliste siehe unten), der seine Leidenschaft für mächtige Basslines sowie gerade und ungerade Beats mehr als deutlich macht. Wir sprachen mit ihm zudem über sein neues Alias, seinen Mix und wieso er DJing als eigenständige Kunstform viel zu gering geschätzt findet.
Daniel, viele kennen dich noch als Danny Bwoy oder einfach Daniel Fersch, doch was hat es mit deinem neuen Alias DEF auf sich?
Irgendwie hat es sich in den letzten zwei Jahren so ergeben, dass ich eine Pause als DJ eingelegt habe. Als ich am Jahresbeginn nach längerem mal wieder dazu gekommen bin, einen Mix aufzunehmen, dachte ich, es wäre keine schlechte Idee, sich auch einen neuen Namen zuzulegen. Und ja, ich spiele keinen Dubstep im engeren Sinn mehr, insofern hat sich auch der Sound geändert.
Du sagst, dass du „DJing als eigenständige Kunstform viel zu gering geschätzt“ findest. Dabei gilt doch gerade in letzten Jahren wieder mehr denn je, dass DJs die neuen (alten) Rockstars sind – oder was genau meinst du?
Dass DJs auf großen Festivalbühnen im Mittelpunkt stehen, heißt noch lange nicht, dass auch die DJ-Kunst im Aufwind ist. Mein Punkt ist eher, dass ich es schade finde, dass es so wenige DJs gibt, die sich hauptsächlich aufs Auflegen konzentrieren und damit bekannt und erfolgreich werden – von Ausnahmen wie Ben UFO, Jackmaster oder Gerd Janson einmal abgesehen. In Zeiten, in denen mit dem Verkauf von Tonträgern nicht mehr so viel Geld zu verdienen ist und die DJ-Technologien gleichzeitig immer ausgefeilter und simpler zu bedienen werden, ist es verständlich, dass viele Produzenten und Musiker auch zu DJs werden, um lukrative Gigs zu ergattern. Das hat aber für das DJing als kreativer Ausdrucksform nicht immer positive Folgen.
Wie hast du die Tracks für deinen Mix ausgewählt und wo wurde er aufgenommen?
Der Mix ist ein Querschnitt dessen, was sich in den letzten Wochen in meiner Plattenkiste angesammelt hat und gut zusammenpasst. Aufgenommen habe ich ihn zu Hause ausschließlich mit Vinyl und mit Hilfe von zwei Technics-Decks sowie einem simplen Vestax-Battlemixer. Außerdem bin ich mit einem Kassettenrekorder durch meinen Kiez in Berlin-Gesundbrunnen gezogen und habe auf der Straße einige Feldaufnahmen gemacht. Diese habe ich am Rechner in Audacity dem Mix hinzugefügt und ein paar kleine Korrekturen an der ursprünglichen Aufnahme vorgenommen.
Tracklist (Künstler/Sounds A-Z)
Answer Code Request
Bee Mask x Surgeon
Bicep
Cosmin TRG x Legowelt
Dario Zenker
Dresvn x Sensational x DJ Sotofett
Field Recordings From My Balcony
Four Tet
Funkinevil
Heatsick
Manni Dee
Mumdance & Logos
Rachael
Randomer
Special Request
Stenny & Andrea
These Hidden Hands
Fotos: smámunir / super quiet