14.04.2015  /  Oliver Goldt  /  Kategorie: Platte der Woche

PDW: Vin Sol

An diesem Samstag ist mal wieder der jährliche Record Store Day. An sich eine prima Idee, nur wenn die Veröffentlichungspolitik derartige Auswüchse in Exklusivität und Preisgestaltung annimmt wie mittlerweile zu diesem „Liebhaberfest“, dann will ich jeden Tag einen Plattenladen betreten, nur nicht an genau diesem. Nichts gegen A-ha und ihr Popmärchen „Take On Me“, iconic Video und so, aber wer zum Geier braucht denn wirklich eine 30. Jahrestag Picture Disc 7-Inch für so viel Geld, dass man damit eine ganze Kiste voller Achtziger-Original-Singles in seine Gemächer schleppen könnte? Übrigens, eben jene wurde bereits für 99,99 Dollar vor ihrer eigentlich Veröffentlichung bei Ebay gesichtet.

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Was bleibt, ist ein Spitzenanlass, um es sich im Schillergässchen vor dem Fatplastics Recordstore so richtig gemütlich zu machen und den Rost anschmeissen und am Abend in der heimatlichen Klangbrutstätte Kassablanca eine scheppernde Soundfatsche anzuregen. Zu dieser ist der gute Serge von Clone eingeladen. Er ist als Vertrieb- und Labelmacher nicht nur dafür mitverantwortlich, dass solche Läden wie Fatplastics überhaupt weiter existieren können. Er ist zudem ein DJ, der jeden Boiler Room zu einem wahren Broiler Room verwandeln kann. Bitte gönnt mir dieses kleine Ossi-Insider-Brüllerchen. Fakt ist, Serge ist ein Don an den Decks.

So nun noch fix zur Platte. Diese ist auf Clone Jack For Daze erschienen, einem Seitenarm von Clone, welcher sich neuen Interpretationen des klassischen Chicago-Sounds widmet. Jack ist hier jedes mal Trumpf und booty Ass. So auch bei Vin Sol und seiner 4-Track-EP „Off The Chain“. Für mich ist das eine der besten Neo- Dance-Mania-Schallplatten der jüngsten Zeit. Hier funkt, jackt und bounct es herrlich simpel rumpelnd an allen vier Ecken. Ja, eine Platte ist rund, aber das gilt hier eben für alle vier Tracks. Beste Anti-Cellulite-Gym-Musik, die nur eins im Visier hat: den Floor!


Oliver Goldt

Wer Oliver Goldt mal beim Diggen über die Schultern geschaut hat, weiß, welche Formen der Jäger- und Sammlertrieb auch nach etlichen Jahren und zig Regalen voll des Schwarzen Goldes noch annehmen kann. Seine Sets stecken nicht ohne Grund voll ungehörter Schmuckstück-Buden. A DJ’s DJ, der auch schreiben kann – danke, Olli!