30.04.2014  /  Albrecht Wassersleben  /  Kategorie: Platte der Woche

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Kennst du das: du gehst ganz selbstbewusst in den Plattenladen, du hast ein paar Platten zurückstehen, nur die willst du heute kaufen? Ein paar Euro mehr auf der Tasche, vielleicht werden es ein oder zwei Scheiben extra, mehr aber nicht. Schließlich ist es genau Mitte des Monats, genauer gesagt 19. April. Der Laden ist heute viel voller als sonst… stimmt, Record Store Day. Ach du meine Güte… ganz ruhig bleiben, nur nicht zu viel Interesse bekunden, nur nicht so viel herumwühlen. Schließlich hast du ja nur ein paar Bestellungen abzuholen. Du benimmst dich einfach, als seist du in Eile. Jacke lässt du auch an, gar nicht erst ausziehen, gar nicht erst den Eindruck hinterlassen, dass du dich hier länger aufhalten willst. Doch deinen wunden Punkt, den kannst du nicht kaschieren. Die Stelle an dir, die sich deinem Plattenladenverkäufer über Jahre hinweg zu erkennen gegeben hat. Er weiß genau, wo sie sitzt und was er tun muss, um dich zu treffen. Als du an der Kasse bist und die ganze Angelegenheit schnell hinter dich bringen willst, da streifen sich eure Blicke und die entwaffnenden Worte des Verkäufers treffen deine Ohren: „Heute ist der zweite Teil der Beach-Diggin-Compilation für den RSD reingekommen, die letzte war schon der Wahnsinn und ist bei Discogs kaum noch bezahlbar; hör unbedingt mal rein!“ Ja ja, „buy now or cry later“ – damit kennst du dich aus.

Ehe du dich versiehst, stehst du wieder am Plattenspieler, setzt die Kopfhörer auf, legst die Platte auf, Feinjustierung an der Lautstärke und die Nadel trifft die Rille. Du kennst das vielleicht auch, wenn der erste Ton in deinen Ohren erklingt und du weißt, dass du diese Scheibe jetzt nicht wieder zurückstellen wirst. Du stellst dir kurz vor, wie du dich ärgern würdest, entdecktest du die Platte vielleicht zu spät. Deine EC-Karte wird durch das Lesegerät gezogen, in deinen Gedanken spazierst du schon am Praia Do Cachadaco Beach entlang.


albrecht-wassersleben

Albrecht Wassersleben hat nicht nur das Label Uncanny Valley mitbegründet, sondern ist zudem schon seit Jahren als DJ in Dresden und darüber hinaus unterwegs. Wenn er hinter den Decks steht gibt’s einen stilsicheren Ritt von R&B über House bis Techno zu hören, bei dem auch mal Zwischenstopps beim HipHop oder Soul eingelegt werden.