11.11.2012  /  Sascha  /  Kategorie: Platte der Woche

tuff-sherm

Seit einigen Wochen verteilt der Berliner Plattenladen Hard Wax das Label “Outsider House” für Veröffentlichungen, die zwar den Jack im Blut haben, aber irgendwie trotzdem schwach auf der Brust sind. Tracks, deren Beats von krude bis roh und dreckig reichen, sich aber dennoch selten im Abstrakten verlieren. Von Produzenten, die ihren ganz eigenen Stiefel durchziehen, House lieben, aber mit Sicherheit nicht den großen Mainfloor bedienen wollen. Zuletzt widmete Juno dem Ganzen sogar einen ausführlichen Artikel und nennt als Beispiele unter anderem Jared Wilson, Willie Burns, Delroy Edwards – und Tuff Sherm, der natürlich eigentlich Dro Carey beziehungsweise Eugene Ward heißt und mittlerweile einigen von Euch durch seine Releases auf Ramp, Templar oder Hum + Buzz bekannt sein sollte. Seine neuste EP (“Pharmacy”) für Will Bankheads Label The Trilogy Tapes dürfte zu den sicheren Höhepunkten des House-Jahres 2012 gehören.

Im Gegensatz zu Careys sonst oft gebrochenen, schrägen oder teils gänzlich sonderbaren Tracks, lenkt der Produzent hier alles in gerade Vierviertelbahnen, die aber dennoch zum Glück keine House-Stangenware abgeben. Stattdessen gibt es auf der A-Seite mit dem Titeltrack “Pharmacy” einen knapp sechsminütigen Ausflug durch angetäuschtes Mikrogebratze, hintergründige Synthesizerwinde auf Stufe 3 und Drums, die so auch in jedem besseren Shackleton-Track passen würden. Auf der Flip geht es weiter mit “Hydlide”, eine verrauschte Skizze, die viel zu kurz geraten ist, und “Legman”, einem filigranen Kleinod von Beat, der jeden Moment damit droht, zusammenzubrechen. Richtig eingesetzt allerdings, dürften diese drei Minuten jedes DJ-Set bereichern. Drei Tracks, sperrig, eigen, wunderschön. Outsider House!