Wenn eine Veröffentlichung mit dem Titel “Future” daher kommt, lässt sich wohl nur schwer ein eindeutiger Schluss auf die dahinter stehenden Tracks ziehen. Wie hört sich die Zukunft denn an? Kühl, technisch, sphärisch, etwas düster? Ausgelegt wurde das schon in unzähligen Varianten, jedoch lässt sich in der postanglizistischen Subkultur ein Trend zur Interpretation wie aus einem 80er-Jahre-Science-Fiction-Soundtrack beobachten. Ein gegenwärtiger Retrofuturismus. Samples wie direkt vom VHS-Band aufgenommen, zurückhaltende bis nicht vorhandene Drums, Rauschen, getragen von sphärischen Synthesizern. Mit diesem Sound haben sich Interpreten wie Actress, Space Dimension Controller oder Symmetry einen Namen gemacht und mit Sicherheit auch eine Menge weiter Produzenten beeinflusst. Einer von ihnen könnte der etwas mysteriös daher kommende Ivo Pacheco alias IVVVO aus Portugal sein.
IVVVO – Darkness In My Soul (Future EP)
Vor knapp zwei Wochen veröffentlichte das Label Public Information seine sechs Tracks umfassende “Future EP”. Auch wenn für das Label damit der Grundstein für Dancefloortauglicheres gelegt wurde, reichen die Stücke auf der EP bis hin zu Solopianostücken (die interessanter Weise auf “Rave pt.1” und “Rave pt.2” getauft wurden). Bezüglich IVVVOs Schaffen, zieht sich da schon ein roter Faden durch seine Werke. So erschienen vergangenes Jahr Occult auf moun10 als CD und All Shades Of White auf Opal Tapes in Form einer Kassette und digitalen Auskopplungen in genau diesem Breitband. So charakterisieren flächige Lo-Fi-Casiomelodien (im Vierviertel oder alleinstehend) in einer gewissen Endorphinarmut und Rohheit seinen Stil. Die – natürlich limitierte – “Future EP” ist auch das erste Vinyl unter seinem Namen, für deren Kauf man sich bei 500 Pressungen bestimmt schnell entscheiden sollte.
Von Zeit zu Zeit lassen wir einen guten Freund oder Musiker die Platte der Woche für uns auswählen und darüber schreiben. Dieses Mal an der Reihe: Shape, den wir schon ewig kennen, als Mensch und Beat-Connaisseur schätzen. Checkt seine Mixe, sagt hallo bei Facebook und kommt im Oktober ins Kassablanca Jena, wo er zusammen mit Whatwhatwhat auflegen wird.