Es kommt selten bis gar nicht vor, dass ich mir ein Album auf Bandcamp wirklich komplett anhöre. Hier war ich sofort gefangen, oder vielmehr befreit. Befreit von dem Druck des Schnelldurchcheckens. Die Musik von Cass. hat in der Tat etwas sehr Befreiendes. Obgleich sie sehr intim klingt. Das Fenster ganz weit aufreißen und die Luft von draußen rein lassen und ganz tief durchatmen. Ach, es regnet, egal, so ein paar Tropfen haben noch nie geschadet. Bereits sein erstes Album Loops & Farewell Sketches von 2013 auf dem kleinfeinen Label Shhh aus Düsseldorf gehört zu meinen liebsten Ambient-Alben. Immer wieder packe ich es ein, wenn es heißt, heute wird wieder Warm-up angerichtet. Mindestens die erste halbe Stunde ohne Beat, ist ja fast schon zu einem eigenen Dogma zementiert. Zwischenzeitlich hat er mit zwei Veröffentlichungen auf dem belgischen Tape-Label Dauw das ambientfidele Volk beglückt.
Ende März erscheint nun das zweite richtige Album Magical Magical von Niklas Rehme-Schlüter aus Osnabrück, was übrigens bundesweit die einzige Großstadt ist, die in einem Naturpark liegt. Klar, die Ausläufer vom Wiehengebirge und Teutoburger Wald, können da schon sehr inspirierend sein um tolle Musik zu kreieren. Mit diesem Album ist er nun noch weiter gegangen. Er hat mit verschiedenen Musikern zusammengearbeitet. Neben Field-Recordings, sphärischen Soundscapes und Drone-Elementen wird sein Klangbild mit neoklassischen und poppigen Strukturen verfeinert. Bei „Lantern feat. Emil“, dem zweiten Song des Albums, wird sogar gesungen. Ich finde es immer toll, wenn Pop nicht als Schimpfwort herhalten muss. Warum auch, es ist einfach keins.
Auf Magical Magical dominieren Melodien, die zu Tränen rühren. Es bleibt viel hängen, ohne aber zu kleben. Ich habe es nach dem ersten hören, gleich nochmal durchlaufen lassen, und plädiere zukünftig dafür, dass Harold Budd bei Cass. anruft und Brian Eno den Produzentensessel einnimmt. Warum so viele Lorbeeren? Weil ich Niklas gern einen Lorbeerkranz flechten und aufsetzen möchte. Ich bin Fan. Es gibt kaum Musik, die ich immer und überall in mein Ohr rein lassen kann. Bei dem Sound von Cass. ist das kein Problem, der läuft sogar im Kinderzimmer.
PS: Hiermit sei euch auch nochmal der Ashorecast #13 von Cass. ans Herz gelegt.
Wer Oliver Goldt mal beim Diggen über die Schultern geschaut hat, weiß, welche Formen der Jäger- und Sammlertrieb auch nach etlichen Jahren und zig Regalen voll des Schwarzen Goldes noch annehmen kann. Seine Sets stecken nicht ohne Grund voll ungehörter Schmuckstück-Buden. A DJ’s DJ, der auch schreiben kann – danke, Olli!