Na, wer von euch erinnert sich noch an Random Circuits? Den Blog des Engländers Joe Hallam, der für zwei, drei oder vielleicht sogar mehr Jahre zu meinen wichtigsten Quellen in Sachen Deep House und darüber hinaus zählte. Seit Joe das Schreiben an den Nagel hing, habe ich ihn noch ein paar Mal versucht – mal mehr im Spaß, mal weniger – zu überreden, wieder dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat. Denn nach seinem Ende hinterließ der Blog definitiv eine nicht zu unterschätzende Lücke in meinem RSS-Feed. Ganz besonders im Gedächtnis blieb mir der Podcast (erster Kommentar vom August 2008 von mir, ui) von Baaz alias Bastian Völker. Der Wie-aus-einem-Guss-Mix des gebürtigen Würzburgers, den es inzwischen nach Berlin verschlagen hat, brachte mir damals erstmals einige Klassiker nah. DJ Boom, KB Projekt, Delano Smith, Stefan Goldmann und etliche mir bis dahin komplett unbekannte Buden. Das ist so ein Mix, den ich nicht nur etliche Male gehört habe, sondern dessen Tracks ich auch Schritt für Schritt fast komplett nachkaufte.
Bazz’ eigene Platten finden stets ohne allzu große Stunts stilsicher die nächtliche Abfahrt Richtung Deep Housen. So stilsicher sogar, dass 2008 Dan Bell höchstselbst für die “Few Days EP” sein legendäres Label Elevate nach knapp zehn Jahren Pause kurzzeitig wiederbelebte und dann wieder in den Ruheschlaf versetzte. Später folgten noch Releases auf Labels wie Quintessentials, Sthlmaudio oder Slices Of Life, doch mit Office Recordings hat Baaz inzwischen nicht nur sein eigenes Label am Start, sondern darauf auch schon zwei eigene EPs und eine 12-Inch von Christopher Rau veröffentlichen können.
Auf Office Recordings erscheint in dieser Woche auch das Debütalbum von Baaz, das auf den Namen Red Souvenirs hört und über zehn Tracks hinweg den Weg von Ambient-Nummern über perlenden House bis hin zu fluffigem Dub Techno geht. Die eher an Downbeat und HipHop orientierten Tracks dienen Baaz dabei nicht nur als Füllmaterial, sondern waren auch schon auf seinen früheren EPs zu hören und spiegeln seine Passion für den Oldschool-Rap der Golden Era wider. Wu Tang, ODB, Dr. Dre und all das. Doch auch ein Baby Ford oder Daniel Bell und Labels wie Perlon haben ihre Spuren im Sound von Baaz hinterlassen. Noch nie ging es ihm um komplizierte Arrangements oder den Aufbruch in neue Klangwelten. Das Rad wird anderswo neu erfunden, was bei Baaz zählt, ist der Groove. Mit nur wenigen Elementen einen Vibe zu schaffen, ist eine Kunst. Und Baaz kann genau das. Oder wie Terekke es einmal so schön sagte: “Yeah, that’s pretty much it, some drum beats, a bassline and some sort of texture. That’s pretty much the case for a lot of my favourite albums.” Und ich glaube: Red Souvenirs, das es ab jetzt eine Woche lang komplett im Stream auf Resident Advisor zu hören gibt, könnte ihm gefallen. Genau wie mir.
Foto: Christian Fladung