Jetzt, wo der Sommer greifbar ist, will ich euch den grandiosen Film Jazz on a Summer’s Day ans Herz legen – für mich einer der besten Konzert- bzw. Festivalfilme überhaupt.
Gezeigt wird das Newport Jazz Festival auf Rhode Island von 1958. Ein alter Schinken also, aber ein bemerkenswerter. Er beginnt am Nachmittag des Festivals, die Plätze vor der Bühne füllen sich langsam, es geht gemächlich los und virtuos werden Bilder vom Hafen und vom Yachtrennen “America’s Cup” gegengeschnitten. Es gibt keinen Off-Text und keine Interviews. Nur Field Recordings, Konzertmitschnitte und gelegentlich ein paar Bühnenansagen, mehr braucht es nicht. Aber auch dramaturgisch ist der Film ein Lehrstück: Die Intensität nimmt immer weiter zu, die Stimmung wird schwüler und die beiden konträren Höhepunkte des Films sind eine schwitzige Hausparty und das gesungene Gebet von Mahalia Jackson. Ansonsten sind noch Auftritte von Thelonious Monk, Sonny Stitt, Anita O’Day, Dinah Washington, Gerry Mulligan, Chuck Berry, Louis Armstrong und vielen vielen mehr dabei. Mit seinen atmosphärischen Nahaufnahmen transportiert der Film ein sehr intensives Gefühl für diese Zeit und ist wohl das, was man damals Zeitgeist nannte. Also ich wünsche mir jedenfalls beim Zuschauen immer, damals live dabei gewesen zu sein. Und wenn das ein Konzertfilm erreicht, dann hat er seinen Zweck wirklich gut erfüllt.
