Seit etwa zehn Jahren gehe ich mehr oder weniger regelmäßig aus. DFA waren von Anfang an und wirklich immer dabei: Ob in der ranzigen Indie-Disco auf dem Lande, bei House-Partys in Jena, auf Festival-Bühnen oder als Tape im Autoradio-Deck – immer. Denn DFA, das von Tim Goldsworthy, James Murphy und Jonathan Galkin (hier ein tolles Interview mit ihm von 2012) ins Leben gerufene Label aus New York, verknüpft seit jeher Indie und Dance, so breitgefächert wie doch stets stilsicher und mit dem Gespür für die Hits. Oder eben ganz großen Songs, auch fernab der Tanzfläche. Und verdammt, “Over and Over” von Hot Chip war einfach der hot shit damals, Konsens, darauf konnte sich wirklich jeder einigen. Selbst wenn es am Abend drei Mal lief, egal oder sogar umso besser. Natürlich erschien das Album bei EMI, doch die Single auf DFA. Ebenso die ersten Tracks von Hercules & Love Affair, The Rapture oder eben LCD Soundsystem, der Band von James Murphy, die ihn bis ganz nach oben in den Indie-Hipster-Whatever-Himmel katapultieren sollte – und inzwischen schon wieder längst Geschichte ist. Zwölf Jahre, eine verdammt lange Zeit in der heutigen Musiklandschaft, wo es manche Labels nicht einmal in den zweistelligen Katalognummernbereich schaffen. DFA sind inzwischen irgendwo bei 180 und ein Ende ist nicht in Sicht – zum Glück!
Wer mit DFA bisher wenig bis gar nicht vertraut war, kann das nun nachholen, denn dieser Energy-Drink-Hersteller (trinkt das überhaupt jemand, wirklich?) hat eine tolle Video-Doku (Too old to be new, to new to be classic) über das Label veröffentlicht. In einer knappen Viertelstunde werden die Menschen hinter DFA vorgestellt, Bands gezeigt, es gibt einen Einblick ins Büro und die Labelarbeit überhaupt. Toll gemacht und die passende Spotify-Playlist der im Video gespielten Songs gibt es gleich dazu. Wer es etwas persönlicher mag, meine DFA-Alltime-Top-5 gibt’s hier:
Top 5 DFA Tracks
The Rapture – House of Jealous Lovers (2002)
Durfte damals in keinem Hell-Set fehlen, passte ja auch perfekt in diesen ganzen Dance-Punk-Electroclash-Wahnsinn irgendwie. Nur ich hab’s erst mal gar nicht kapiert, zu schräg, zu knallig, zu rotzig, zu anders. Eben all das, wofür man das Stück ein paar Jahre später zu schätzen lernte – nachdem der Zug schon lange abgefahren war, doch was soll’s. Noch immer gut, bloß im Club schon ewig nicht mehr gehört, schade eigentlich.
Hot Chip – Over and Over (2006)
Eine der Dorfdisco-Hymnen damals, eine der guten, eine, die ich auch heute noch richtig stark finde – und das kann man wirklich nur von den wenigsten aus dieser Zeit behaupten. Lief runter und rauf, over and over eben, und während Hot Chip nach und nach (also von LP zu LP) für mich an Bedeutung verloren, höre ich heute The Warning noch immer verdammt gerne, so gut werden sie nie wieder, jede Wette.
LCD Soundsystem – All My Friends (2007)
Der beste Song, den James Murphy je schrieb, und einer der besten überhaupt. Dieses rastlose Piano, diese Drums, diese bittersüße Melancholie und dieser Text (“You spent the first five years trying to get with the plan, and the next five years trying to be with your friends again”) lassen jeden Menschen mit Puls in bestimmten Momenten die Tränen in die Augen schießen.
Hercules & Love Affair – Classique #2 / Roar (2007)
Roh, dreckig, langsam, säure-überzogen. So starteten Hercules & Love Affair 2007, natürlich auf DFA. Zwei Tracks, die ich noch immer gerne spiele und die zu den besten Stücken im Œuvre von Andy Butler gehören, das ohnehin ohne große Qualitätsabstriche auskommt. Top Tunes.
Shocking Pinks – Dressed To Please (2007)
Dass DFA auch ruhig können, haben sie oft genug bewiesen. Und dieser Song hier gehört zu den ganz großen Momenten des Labels, ein einziger Schwebezustand, Drums getragen von endlos warmen Gitarren in ebenso endlosem Hall. Und diese Stimme! Latenight Music wie sie schöner nicht sein könnte.