05.02.2016  /  Sascha  /  Kategorie: Fundstücke

Wo Zola Ende vergangenen Jahres mit einer Selektion von Podcasts mit Musik aus dem Nahen Osten aufhörte, mache ich nun mit Blick auf einen ganz anderen Fleck der Erde weiter. Es geht nach Südamerika, genauer gesagt Brasilien. Es gibt unzählige Geschichten über die Musik des Landes und ihren (andauernden) weltweiten Einfluss. Zuletzt gerne gelesen habe ich etwa Hobalala: Auf der Suche nach Joao Gilberto von Marc Fischer (danke für den Tipp an Zola) oder Camilo Rochas "Beat of the Drum: The Brazil That Keeps on Giving"-Feature für Boiler Room, in dem der Journalist und DJ aus São Paulo die Geschichte vom Samba und Bossa Nova über Tropicália, Funk Carioca und darüber hinaus erzählt. Natürlich diente Rochas Artikel auch als Werbung für eine der vielen Boiler Room-Partys, bei der unter anderem Gilles Peterson auflegte, der guten Gewissens als einer der wichtigsten britischen Botschafter der brasilianischen Musik bezeichnet werden kann.

Gilles Peterson

Genau dieser Rolle wurde Peterson wieder vor einer Woche gerecht, denn da ging sein neuester “Carnival Música Popular Brasileira Mix” mit Songs von unter anderem Milton Nascimento, Manfredo Fest oder dem Sergio Mendes Trio online. Platten, die er beim Diggen vor und nach erwähnter Party in Recife und Rio fand und die nun seine sicherlich ohnehin bereits riesige Sammlung ergänzen. Auf seiner Website gibt’s nochmal ein tolles Gif mit allen Covern, welche mich teils schon alleine zum Kauf bewegt hätten – ich meine, Cover wie das hier, wow! Aber auch die Musik an sich, wunderschön, irgendwo zwischen tiefmelancholisch und funky wie sonst nichts.

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Nicht ganz so neu, aber immer noch frisch, wenn nicht ohnehin einfach zeitlos, ist Antals "Brazil 16 Mix", den der Rush Hour-Boss vor knapp einem Monat auf Soundcloud wuppte. Leider zeigt sich Antal nicht ganz so Tracklist-freudig wie Gilles Peterson, bislang rauszukriegen waren aber immerhin Dianas “Campo Verde”, “Meu Amigo Branco” von Marcia Maria und Sexteto do Beco mit “Flutuando”. Antal gilt schon seit langem als einer der großen Liebhaber, Auskenner und Chefdigger in Sachen Brazil, und dieser Mix ist nur eines der vielen Zeugnisse davon. Unter anderem ihm und seinen Reisen nach Südamerika ist es zu verdanken, dass man im Rush Hour Store in Amsterdam neben viel gutem House, Techno, Disco und so weiter eben auch reichlich Brazil-Schätze findet. Und wenn ich mir schon keinen Flug nach Brasilien leisten kann, dann will ich unter anderem deshalb endlich wieder nach Amsterdam – lohnt sich ohnehin immer.

Zu (fast) guter Letzt ein Mix, dem ich bereits an anderer Stelle huldigte, der aber immer noch dann und wann seine Runden in meiner Soundcloud-Playlist dreht. Die Rede ist vom “The Boys From Ipanema – A Brazil Mix” von den drei Aroma Pitch Boys. Leider habe ich noch immer keine CD-Version abgekommen, aber immerhin soll mir eine reserviert werden. Zu gerne hätte ich diese 70 Minuten Brazil samt wunderschönem Artwork nochmal ganz gestrig auf CD gebannt. Aroma Pitch haben für den Mix nicht nur die Platten verwendet, die sie auf ihrem Brasielien-Trip im Mai 2015 gecoppt haben, sondern auch Field Recordings, was den Mix noch persönlicher macht. Leider gibt’s keine Tracklist dazu, mit Shazam konnte ich aber immerhin erkennen, dass unter anderem Sandra de Sá, Emilio Santiago, Os Mutreteiros Grilados und Jorge Ben mit an Bord sind.

Am Ende noch ein wenig Werbung in eigener Sache, denn vor zwei Monaten suchte auch ich aus meiner (noch übersichtlichen) Brazil-Sammlung ein paar Lieblinge hinaus und dengelte sie am heimischen Mixer für meinen “Na praia (Brazil Mix)” zusammen. Obwohl ich mich in dem Genre noch immer als Laie bezeichnen würde, ist das der Mix, auf den ich bislang am meisten (positives) Feedback in so kurzer Zeit erhielt. Zu verdanken ist das Künstlern wie Azymuth, Arthur Verocai oder Joyce, deren Platten ich in den letzten zwei bis drei Jahren für mich entdeckte – unter anderem im Rush Hour in Amsterdam!


Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Floating Points, Twit One, Fluid Soul Radio, wen man noch alles hätte verlinken können) und wir freuen uns über Empfehlungen: Welche Podcast-Reihen, DJs und Radiosendungen, die sich der musikalischen Vergangenheit bestimmter Länder oder Regionen widmen, sollten wir dringend noch auf den Schirm nehmen?