Als ich vor ein paar Wochen (mal wieder) im Hard Wax war und mir von Hops mit dem Kommentar “Hör’ die mal an” ein paar Tipps in Sachen Reggae und Dub in die Hand drücken ließ, fiel mir auf, dass unter anderem die Sachen von Observer häufig auf Begeisterung bei mir stoßen. Und dass ich nichtmal weiß, ob das jetzt nun ein Label ist doch der Produzent. Hops wusste es besser, beides nämlich. Winston “Niney” Holness, der auch Niney The Observer genannt wurde, hieß so, weil er nur neun Finger hatte. Und als ich das hörte, fiel mir auf: So sehr ich Reggae und Dub in den letzten Jahren zu schätzen gelernt habe, so wenig Plan habe ich doch von einzelnen Produzenten, Labels, Studios und all den Geschichten, die sich um diesen Kosmos drehen. Und um das zu ändern, habe ich mir nicht nur Lloyd Bradleys Bass Culture bestellt, sondern bin durch Peak auch noch auf Do The Reggae von René Wynands gestoßen, das 1996 als Printausgabe im Pieper-Verlag erschien, aber schon seit längerem out of print ist, weshalb sich Wynands dazu entschloss, das Buch als E-Book zum kostenlosen Download bereitzustellen.
Wynands, der unter anderem seit 2001 im Riddim-Magazin eine Kolumne (die ersten Jahre unter dem Titel “Dub Revolution”, später dann unter “Dub Evolution”) veröffentlicht und den Dubblog betreibt, zeichnet in seinem Buch “in alternierenden Kapiteln die Geschichte des Reggae nach und stellt den Mythos Bob Marley in seinen musikgeschichtlichen Kontext.” So verheißt es zumindest die kurze Beschreibung auf der Website, wo es Do The Reggae zum freien Download gibt.
Ich habe mir das Buch zwar auch nochmal gebraucht bestellt, bin aber noch nicht weiter als Seite 25 gekommen. Schon hier fiel mir aber positiv auf, dass Bob Marley zwar das Buchcover ziert, laut Wynands “jedoch keineswegs (durchgängig” repräsentativ für den Reggae [ist], denn aufgrund seiner internationalen Vermarktung als ‘Rockstar’ hat er schon sehr früh viel von seiner Authentizität verloren. Nur weil er gerade keinen originären Reggae (mehr) spielte, konnte er seinen internationalen Status als ‘Botschafter des Reggae’ erst erhalten.” Heißt in der Folge unter anderem: Marley spielt eine zentrale Rolle im Buch, doch man erfährt (vermutlich) ebenso viel über weitere Protagonisten des Reggae und Dub, etwa Lee Perry, Clement ‘Coxsone’ Dodd vom Studio One, Gregory Isaacs, King Tubby und nicht zuletzt Niney The Observer. Außerdem gibt es eine Handvoll Fotos (von denen im E-Book leider einige fehlen) und Literaturempfehlungen. Ich freue mich auf die weitere Lektüre und plane nebenbei schonmal den zweiten Teil meines Midbummer Mixes. Genug neue tolle Dub- und Reggae-Platten dafür hätte ich ja schon wieder.