19.02.2013  /  Sascha  /  Kategorie: Fundstücke

Jan Jelinek alias Farben

2002, auch schon wieder elf Jahre her. Jan Jelinek hatte gerade als Farben seine Textstar-Box – bestehend aus vier zuvor bereits bei Klang Elektronik veröffentlichten EPs – herausgebracht und damit ein zeitloses Meisterwerk aus der Taufe gehoben. Neben ihrem fantastischen Artwork bestachen diese Platten vor allem durch einen minimalen Housesound, der gut in eine Kiste mit Akufen, SND, raster-noton oder Luomo alias Vladislav Delay gepackt werden konnte, dem Mikrohousekosmos aber doch immer ganz eigene Noten hinzufügte. Der kalten Strenge so mancher Minimalproduktionen dieser Zeit stellte Jelinek stets warme Sounds entgegen. Seine Beats waren fragil, nie nahm die Kickdrum zu viel Platz ein, ließ immer noch Platz für die kleinen Töne, die speziellen Momente im Club. Das hatte am Ende genauso viel Funk wie Glitch, Click und Cut in sich und lässt sich auch heute noch wunderbar spielen.

2013, Jelinek ist zum Glück immer noch aktiv, macht es der Berliner seinen Hörern ein bisschen schwerer. Auf seinem Label Faitiche veröffentlicht er seit 2008 größtenteils sehr abstrakte Klangexperimente, Drone oder ambiente Field Recordings wie etwa die von Ursula Bogner (also wohl eher ihm selbst), der Gesellschaft Zur Emanzipation Des Samples (ebenso) oder Farben (äh, dito). Auch darunter finden sich noch Perlen, nur muss man etwas genauer suchen als früher.

farben-starbox

Farben-12-Inch-Reihe, die später noch mal als Starbox kompiliert wurde

Auf der MUTEK-Seite findet man tief im Archiv vergraben ein Mitschnitt von Jelineks erstem Auftritt bei dem kanadischen Festival. Am 1. Juni 2002 spielte er dort als Farben gemeinsam mit Losoul, Ben Nevile, Luomo und Ricardo Villalobos. Das Set gibt es leider nur in mickrigen 192 kbit/s, doch es bleibt ein echter keeper und grower – oder wie man das in diesem englischen Journalistensprech eben nennt. Musik, die mit jedem Hören weiter wächst, neue Facetten von sich preisgibt, tiefer und tiefer geht. Wer macht heute eigentlich noch solche Tracks – ich wäre für jeden Tipp dankbar.

Stream/Download: Farben live at MUTEK 2002