08.05.2012  /  Sascha  /  Kategorie: Fundstücke

Es gibt Mixe, die hört man ein bis zwei mal und vergisst sie schnell wieder. Dabei müssen sie nicht mal schlecht sein, zumindest immer noch besser als die, die man sich gar nicht erst anhört oder überhaupt runterlädt. Doch manche Mixe bleiben, für immer. Weil man sie mit einer bestimmten Person, einem Moment, einer Nacht oder einer aufregenden Zeit verbindet. Nicht unbedingt weil sie die großen Hits technisch perfekt in die richtige Reihenfolge bringen oder aus Tracks bestehen, die sonst keiner hat – sondern weil sie ein Gefühl einfangen. Das dreistündige Set von Lawrence und Carsten Jost bei der Betalounge vom 5. Oktober 2002 ist so ein Mix. Zehn Jahre ist das jetzt schon wieder her und dennoch haben diese drei Stunden absolut nichts von ihrer Magie verloren. Gut also, dass die Betreiber von Mnml Ssgs den Mitschnitt erneut anbieten (Direktdownload via Sendpace) und ein paar wunderbare Worte dazu gefunden haben.

Die Betalounge, das war mal so etwas wie der Vorläufer vom Boiler Room. Nur eben ohne Video. Und auch ohne Berlin, London, Los Angeles, sondern immer in Hamburg, häufig mit Locals. Dafür aber immer live (wenn nicht, was nicht selten vorkam, die Technik rumgesponnen hat), moderiert und wenige Tage sogar mit Fotos zu jeder Ausgabe auf der Betalounge-Webseite, die sich seit Jahren kein Stück verändert hat. Warum das alles in der Vergangenheit geschrieben ist, frage ich mich soeben auch, schließlich scheint die Betalounge noch immer zu senden. Doch die Zeit, in der ich (Basco) die Sendungen regelmäßig verfolgt habe, liegt zirka sechs bis acht Jahre zurück. Frühe musikalische Prägung also. Gefangen im musikalischen Niemandsland zwischen Dorfdisse und Gabba-Bunker, kam das einer Erleuchtung gleich. Hey, so geht’s also auch! Hängen geblieben sind Sets von Doc Schlucki (Soul), Move D (na klar, House) und eben dieses hier (Minimal als es noch kein Schimpfwort war) von Carsten Jost und Lawrence, ihres Zeichens Hamburger und Dial-Mitbegründer.

Für mich stehen diese drei Stunden für eine Zeit, in der für mich alles neu schien, ich elektronische Musik nicht mehr sofort mit tiefergelegten Golfs sondern mehr denn zuvor mit Tiefgang und neuen Möglichkeiten verband. Doch selbst losgelöst davon, strahlt dieser Mix noch immer, weil er eben zeitlose Tracks verwebt und zwei der besten DJs überhaupt im richtigen Moment zusammenkommen ließ. Weil hier drin so viel Tiefe liegt, dass ich selbst zehn Jahre danach noch so manchen Track gerne wissen würde. Einige davon sind inzwischen in meiner Sammlung gelandet, für den Rest braucht es eventuell noch weitere zehn Jahre. Bis es soweit ist, bleibt dieser Mix auch so ein treuer, liebgewonner und mich noch immer faszinierender Begleiter mit eingebautem Zeitreise-Feature.

Lawrence & Carsten Jost – Betalounge 2002 – Teil 1

Lawrence & Carsten Jost – Betalounge 2002 – Teil 2