Es muss an seinem Release auf Lobster Theremin gelegen haben, dass ich bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch dachte, dass es sich bei Qnete um einen ziemlich coolen Dude mit feinsinnigem Gespür für so tiefen wie tighten House aus London handeln muss. Stimmt auch alles, allerdings kommt der Dude in Wahrheit aus Bremen und zieht dieser Tage nach Leipzig. Doch Marvin, wie Qnete eigentlich heißt, produziert nicht nur eigene Tracks (unter anderem zuletzt und demnächst auch auf Labels wie 777 Recordings, Drowned oder Wake Up), sondern ist natürlich auch als DJ unterwegs. Ans House-Herz gelegt sei euch an dieser Stelle sein neuester Mix mit dem schönen Titel New York City Potholes, der seinem Freund Lucas und der Stadt New York zugleich gewidmet ist. Wir haben Qnete gefragt, welche drei Platten zuletzt den Weg in seine Sammlung fanden – hier seine Antworten, cheers!
D’Marc Cantu – Another Number EP – Creme Jak (2009)
Es gibt dieses Subgenre von House, das heißt H-H-H-H-H-House. Verbindender Faktor dieses Genres ist ein wiederholt angespieltes Sample des Wortes “House” auf dem Sampler. Hat viele Gemeinsamkeiten mit dem ecstasy-gefütterten Acid House der frühen Stunde, ist aber emotional ziemlich angeschlagen. Der Titeltrack “Another Number” klingt wie eine schizophrene Version des Soundtracks zu Werner Herzogs Film Cave Of Forgotten Dreams. Club-Highlight ist für mich der JTC Remix. Acht Minuten Jakkkk. 808 Cowbells und “House”-Sample auf der MPC natürlich inklusive und 100% gnadenlos.
Datasette – Mannequin On The Run EP – Rebel Intelligence (2017)
Eine Empfehlung von Falk aus dem Vary in Leipzig. Ich saß schon beim Vorhören und bei “Metropolis Light Transport” konnte ich gar nicht anders, als ihn zwei Mal ganz anzuhören. Leider hat Falk mir weder einen Pontiac Firebird noch eine Sonnenbrille dazu organisiert, schade. Die Sounds hat man alle schonmal gehört, ist ein 80s Best Of des Roland Synthie Parks. Aber wow, bei diesen Chords werde ich immer wieder schwach. Dazu noch ein Bassline-Arpeggio, wo man nie weiß, wo es anfängt und aufhört. Ich mag diesen Electro, bei dem Maschinen nicht die Kontrolle übernehmen, sondern als Freunde gemeinsam mit dem Menschen an einem Strang ziehen. So wie bei Knight Rider halt. Schon eine Wunschvorstellung, aber man wird ja noch träumen dürfen.
Soul Immigrants & Party Crashers – Two Faced EP – Crash Records (1995)
1995 und House, das geht immer zusammen. Vor zwei Jahren auf die Wantlist gepackt, wieder vergessen, dann wiederentdeckt. Das erste Face der Platte von den Soul Immigrants ist mir ein bisschen zu jazzy, aber die Party Crashers machen ihrem Namen alle Ehre. Denke ich zumindest. Zwei zeitlose, weil reduzierte Deep-House-Groover der Kategorie 2. Haben nicht genug Hit-Potential für Kategorie 1, sind aber absolut settauglich und erschwinglich. Der Moment, wenn bei “Calro” die Bassline reinkommt, kriegt dann doch eine 1, nämlich für die erste Sahne. Das ist seltsamerweise mein Ohrwurm der letzten Tage. “Dance Machine” hat was von Boo Williams, bounce bounce. Eine schöne Belohnung für das endlose Scrollen bei Discogs. Von Crash Records habe ich auch schon eine andere Platte, lohnt sich mal reinzuhören in das Label.
Eigentlich aus Bremen stammend, verschlägt es Qnete dieser Tage nach Sachsen, genauer Leipzig. Werden eben von dort ab sofort House-Banger für Labels wie 777 Recordings, Wake Up, ZCKR oder Drowned (das er seit 2014 mitbetreibt) zusammengeschraubt. Als DJ ist Marvin auch unterwegs, demnächst unter anderem in Paris und Lyon, und hoffentlich ganz bald auch wieder bei uns Berlin.