Fixpoetry, HHV Mag, Zweikommasieben oder Spex – wer schonmal eines dieser Weblogs oder Magazine gelesen hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch über den Namen Kristoffer Cornils alias Konkrit gestoßen. Der auf diversen Baustellen schwer beschäftigte Autor und Auskenner vom Dienst schreibt nicht nur für diverse Magazine, sondern kümmert sich seit kurzem als Online-Radakteur zudem um alles, was bei der Groove so im Netz passiert, hält dem Label Antime im Web den Rücken frei und legt zudem hin und wieder selbst auf (zum Beispiel wieder diesen Samstag ab 22 Uhr in der Kim Bar in Berlin) und bringt dabei seinen so exzellenten wie breit gefächerten Geschmack auf die Teller. Da kann dann Postrock genauso laufen wie HipHop und House oder obskurer Achtziger-Pop. Ob seine drei letzten Plattenkäufe ebenso bunt gemischt waren, verrät Kristoffer in unserer Rubrik 3 Kurze.
Beppe Loda – Obscure Disco Cuts II – Italian Arabic Disco (Oscillator) (2015)
Ich fresse mich jahresweise in immer verschiedene Regionen der Musikgeschichte rein, erst zaghaft und zärtlich und dann heftig und deftig. Was 2015 angeht, so steht Disco klar im Vordergrund, zugleich aber versuche ich meinen eigenen eurozentrischen Hörradius aufzuweichen. Beppe Lodas erste Ausgabe der “Obscure Disco Cuts” habe ich leider verpasst, die zweite allerdings wurde mir per Promomail auf dem Präsentierteller gereicht. Der Titel “Italian Arabic Disco” zog mich interessiert an und tatsächlich kam in mir eine geile Mischung an Entfremdung und Faszination auf, die sich nach mehreren Plays dieser exzellenten EP in völliges Liebäugeln auflöste.
The Clash – London Calling – Columbia (1979)
À propos Disco: Schon vor Jahren sabbelte ich Sascha mal damit zu, dass ich The Clashs “Train in Vain” liebend gerne mal in der Panorama Bar hören würde. Der Song hat schließlich alles: angefunkte Gitarrenmelodie, knackiger Beat und überlebensgroße Gefühle. London Calling mochte ich selbst in meiner Scheuklappenpunkzeit als Teenager noch lieber als das Debüt der Band, eben weil – siehe oben – sie damit den eigenen Kulturradius transzendierten. Was sie meiner Meinung nach im unabdingbaren Vergleich mit den Sex Pistols für die wesentlich wichtigere Punkband macht. Es sollte trotzdem über ein Jahrzehnt dauern, bis ich mir London Calling kaufte. Jetzt aber könnt ihr mich endlich in die Panorama Bar buchen. Ich warte auf euren Anruf!
Female – Angel Plague – Downwards (1999)
Wenn es aber doch der Berghain-Floor werden sollte – ich bin da nicht wählerisch – kann ich immerhin diesen schönen Repress von Peter Suttons Überalbum kurz vor Y2K-Panik zum Einsatz bringen. Angel Plagues sprödes Sounddesign widerspricht mit jedem zackigen Beat seinem eigenen Pathos, was eine wundervolle Reibung zwischen Gesamtkontext und Einzelstücken erschafft. Soll noch mal jemand sagen, mit Techno ließen sich keine Alben machen! Was mir aber, ähnlich wie bei Geistesbruder Regis, säuerlichst aufstößt: Die Kürze der Tracks, die lieber ausfaden als auszubrennen. Dabei könnte hiervon jeder gut acht Minuten durchballern und ich zumindest würde mich nicht langweilen.
Kristoffer Cornils aka Konkrit ist Online-Redakteur der Groove, schreibt regelmäßig für die Spex, das HHV.de Mag und diverse andere Magazine. Zudem legt er selbst hin und wieder auf, diggt alles von Ambient bis Black Metal und studiert Kulturwissenschaften an der HU Berlin. Und wir fragen uns so langsam, ob sein Tag auch nur 24 Stunden hat.