Um ehrlich zu sein, allzu lange habe ich Anna Adams und ihre Mixe noch nicht auf dem Schirm. Um genauer zu sein, sogar erst so richtig seit ihrem grandiosen Beitrag zur Podcastreihe des Dresdner Labels Uncanny Valley, für den sie eine Stunde lang wohl selektierten Techno, Electro und Wave mixte. Doch ihre Einflüsse und Sets reichen auch bis hin zu House, Disco und Acid. Wer das einmal live erleben will, kann Anna an diesem Samstag in Dresden im objekt klein a an der Seite von DJs wie Inga Mauer oder Dr. Rubinstein bei der nächsten XXY-Party erleben. Bis dahin gibt’s bei uns 3 Kurze mit Anna samt einem Blick darauf, was zuletzt in ihrer Plattensammlung gelandet ist.
Identified Patient – Weeshuis Der Verloren Zielen – Pinkman (2017)
Das ganze Pinkman-Umfeld trifft gerade sehr meinen Geschmack, außerdem habe ich eine Schwäche für niederländische Titel und verschiedene Epochen der Benelux Electronic, vielleicht weil ich im Emsland aufgewachsen bin. Mein Favorit ist auf dieser Platte “Vermoedens Van Achterdocht”. Die Mischung aus dem rollenden, voran schiebenden Bass, der präzise schneidenden Kick, dem hypnotisierenden Vocalsample, den zwirbelnden Synths mit Acidgeschmack – unterbrochen von melancholischen, brüchigen Flächen! Antrieb und etwas zurückhaltende BPM erzeugen eine erwartungsvolle Spannung, die sich im Set sehr gut aufgreifen lässt. Der Track ist super vielfältig kombinierbar. Es bereitet mir viel Freunde, wenn ich da immer wieder verschieden anschließen und einbetten kann. Der Track ist so gut durchkomponiert, dass er für mich sowohl als Opener, als Banger, als auch als Closing funktionieren kann. Und wann kommt endlich die neue Identified Patient mit den heißen Vocals von Sophie Du Palais an?
Volition Immanent - Wake Up – Mind Records (2017)
Ich bin sehr froh, dass ich bei dieser kleinen, begehrten Flexi-7-Inch gleich zugeschlagen habe. Die Platte kommt daher wie ein verschollener Kellerfund, den man mit ganz viel Vorsicht behandeln muss, weil der Sound sonst mit einer dicken Schicht Staub einfach verschwindet. Lost in dust. Und dann setze ich die Nadel wieder an den Anfang der durchsichtigen Scheibe: Wake Up!
Ceci N’est Pas – The Last Time – Electronic Emergencies (2015)
Und eine weitere 7-Inch. Ich war da in letzter Zeit gezielter auf der Suche nach, weil ich einen Mix für Aufschnitt vorbereitet habe. Hier herrscht gleißende Klarheit, und trotz der Übersicht überraschende Windungen. In der 56. Sekunde schlägt dir die erste Sturmböe entgegen, “This Is The Last Time” und dann öffnen sich die dicken Wolkenschwaden zum strahlenden Himmelblau. Nach einer zweiten Runde im Auge des Wirbelsturms zwischen Verzweifeln und Aufbäumen führt der Atem eines letzten “Good Bye” hinaus in die Stille.
In Dresden ist Anna Adams schon länger kein Geheimtipp mehr, darüber hinaus machte sie sich spätestens mit ihrem Mix für Uncanny Valley einen Namen. Ihre Sets sind geprägt von teils düster bis kaltem, aber genauso tanzbarem Techno und Electro. Doch dort macht Anna noch lange nicht Halt, denn immer wieder gibt’s bei ihr auch House, Acid und Disco zu hören. Top gemixt noch dazu!